Eltern Kinder
Die Blüten der Seele: Warum manche Kinder wie Orchideen gedeihen
2025-04-05
Unter den vielen Metaphern zur Erziehung hebt sich die Orchidee heraus – ein Symbol für besondere Sensibilität. Doch was steckt tatsächlich hinter diesem Phänomen, und wie können Eltern ihre hochsensiblen Kinder optimal begleiten? Diese Fragen klärt ein renommierter Experte in einem exklusiven Interview.

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Der Ursprung der Metapher

Als Experten von IPPEN.MEDIA vor Jahren das Konzept der "Blumenkinder" präsentierten, erhielt es schnell internationale Aufmerksamkeit. Die Schwedinnen nannten sie "orkidebarn" und "maskrosbarn", wobei Letztere einer robusten Natur entsprechen. Der Unterschied zwischen diesen beiden Arten ist enorm. Während Löwenzahn-Kinder nahezu jeder Herausforderung trotzen, benötigen Orchideen-Kinder eine besondere Form der Betreuung und Fürsorge. Professor Michael Pluess von der Queen Mary University of London hat dies systematisch untersucht und dabei eine interessante Erkenntnis zutage gefördert: Es gibt nicht nur diese beiden Extreme, sondern auch Tulpen-Kinder, die im Mittelfeld angesiedelt sind.Die Forschungsarbeit von Pluess zeigt, dass etwa 40 Prozent der Bevölkerung zu dieser Gruppe gehören, während je 30 Prozent als besonders robust oder empfindlich klassifiziert werden. Diese Verteilung macht deutlich, dass Hochsensibilität keine Ausnahmeerscheinung darstellt, sondern Teil eines kontinuierlichen Spektrums ist.

Ererbte Empfindsamkeit

Ein weiterer Aspekt, der bei der Entstehung von Orchideen-Kindern eine Rolle spielt, ist die Erblichkeit. Laut Pluess liegt die Wahrscheinlichkeit, dass zwei hochsensible Eltern hochsensible Kinder bekommen, bei über 50 Prozent. Zusätzlich können Umwelteinflüsse wie Stress in der Schwangerschaft oder Komplikationen bei der Geburt die Entwicklung beeinflussen. Diese Faktoren führen dazu, dass bestimmte Kinder bereits im Mutterleib eine erhöhte Reizempfänglichkeit entwickeln.Die biologischen Grundlagen dieser Empfindlichkeit liegen zum großen Teil in der genetischen Veranlagung begründet. Besonders interessant ist jedoch, dass diese Prädisposition durch äußere Einflüsse verstärkt oder gemildert werden kann. Dies unterstreicht die Bedeutung einer unterstützenden Umgebung für die Entwicklung solcher Kinder.

Die Identifikation sensibler Kinder

Wie erkennt man nun, ob ein Kind zu den Orchideen gehört? Ein wichtiges Indiz ist die Art und Weise, wie es auf neue Situationen reagiert. Hochsensible Kinder brauchen mehr Zeit, um sich einzuleben, sei es in sozialen Kontakten oder neuen Umgebungen. Auch ihre Wahrnehmung ist feiner gestimmt: Sie registrieren Geräusche, Lichtintensitäten und Temperaturschwankungen intensiver als andere Kinder. Diese Überempfindlichkeit kann jedoch auch zu einer Stärke werden, wenn sie richtig geleitet wird.In späteren Lebensphasen neigen solche Personen häufig dazu, tiefgreifende emotionale Erfahrungen zu machen und sich stark von therapeutischen Interventionen beeinflussen zu lassen. Als Kinder benötigen sie daher eine besondere Form der Begleitung, um ihre Potenziale voll auszuschöpfen. Eine stabile Struktur und emotionale Sicherheit sind hierbei essenziell.

Optimale Förderung hochsensibler Kinder

Die Erziehung orchideenartiger Kinder erfordert einen differenzierten Ansatz. Während Löwenzahn-Kindern relativ viel Freiraum gewährt werden kann, benötigen ihre hochsensiblen Gegenstücke eine enge Begleitung, ohne dabei überfordert zu werden. Eltern sollten darauf achten, dass ihr Verhalten immer der aktuell gezeigten Empfindlichkeit des Kindes angepasst wird. Dies bedeutet beispielsweise, dass Bestrafungen sorgfältig abgewogen und möglicherweise reduziert werden müssen.Eine weitere wichtige Maßnahme besteht darin, dem Kind eine sichere Basis zu bieten. Regelmäßige Rituale und klare Strukturen helfen dabei, Unsicherheiten zu verringern und das Selbstvertrauen zu stärken. Wenn diese Bedingungen gegeben sind, können selbst hochsensible Kinder ihre Potenziale entfalten und eine hohe Resilienz entwickeln. Interessanterweise haben einige Studien sogar gezeigt, dass es möglich ist, dass ein Orchardien-Kind im Laufe seiner Entwicklung zu einem Tulpen-Kind heranwächst.
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