Eltern Kinder
Die Debatte um den Ganztag an Albstädter Schulen: Zwischen Flexibilität und Pflicht
2025-03-25
Eine Mutter aus dem schwäbischen Albstadt ist empört über die geplante Umstellung der Grundschule Langenwand-Eyachquell auf einen Ganztagsschulbetrieb. Sie spricht für viele Eltern, die sich Sorgen machen, dass ihre Kinder in eine unpassende Struktur gepresst werden könnten. Während einige die neue Regelung begrüßen, sehen andere sie als Einschränkung ihrer familiären Freiheit.

Zwischen Rechtsanspruch und individueller Bedürfnisfindung – Was steht auf dem Spiel?

Das Thema Ganztagsschulen hat deutschlandweit Diskussionen ausgelöst, insbesondere in Städten wie Albstadt, wo bereits vier solche Einrichtungen bestehen. Doch nun soll auch die Grundschule am Langenwand-Ufer diesen Status erhalten. Dies birgt nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen für alle Beteiligten.

Der gesetzliche Rahmen und seine Konsequenzen

Von Bundesebene her wurde verfügt, dass ab 2026/27 ein Angebot an Ganztagsschulen bereitgestellt werden muss. Für Albstadt bedeutet dies, dass auch die bisherige halbtägige Betreuung bis 13 Uhr stark reduziert wird. Diese Änderung führt zu kontroversen Meinungen unter den Eltern, da manche ihre beruflichen Verpflichtungen mit dieser neuen Struktur kaum vereinbaren können.

Ein weiterer Aspekt betrifft die finanziellen Auswirkungen. Der Umbau der Infrastruktur, einschließlich der Schulkantine, erfordert Investitionen von rund 400.000 Euro. Diese Mittel fließen größtenteils aus bundes- und landesweiten Förderprogrammen, die den Bildungssektor stärken sollen. Dennoch bleibt offen, ob diese Maßnahmen tatsächlich allen Kindern gerecht werden.

Elterliche Perspektiven und pädagogische Überlegungen

Für viele Eltern stellt sich die Frage, warum ein flexibles System nicht weiterhin möglich sein sollte. Die Mutter, die anonym bleiben möchte, argumentiert, dass es ausreichend wäre, wenn lediglich jene Kinder den ganzen Tag verbleiben, deren Familien dies benötigen. Ihre Tochter oder ihr Sohn, so betont sie, würde durch die Ganztagsbetreuung belastet sein, ohne dass dafür ein nachvollziehbares Plus erkennbar wäre.

Pädagogisch gesehen gibt es Argumente für beide Seiten. Eine längere Zeit im Schulbetrieb kann helfen, den Übergang zwischen Lernen und Freizeit aktiv zu gestalten. Andererseits droht, dass Kinder, die weniger Zeit benötigen, überfordert werden könnten. Auch das Fehlen eines Mittagessensangebots für diejenigen, die früh abreisen, wird kritisch diskutiert.

Städtische Planungen und rechtliche Vorgaben

Marcus Münch, zuständiger Amtsleiter für Bildung und Familie, betont die Notwendigkeit, sich zunächst auf die gesetzlichen Mindestanforderungen zu konzentrieren. Die Stadt habe Prognosen erstellt, die darauf hindeuten, dass etwa die Hälfte aller Schüler einen Ganztag benötigen würden. Diese Zahlen basieren auf aktuellen Nutzungsstatistiken der Kitas sowie früheren Erhebungen.

Aktuell nutzen beispielsweise an der Kirchgrabenschule in Ebingen etwa 190 Kinder den Ganztagsbetrieb. An anderen Schulen liegen die Zahlen variabel zwischen 35 und 240 Schülern. Diese Differenz zeigt, dass ein einheitliches Modell schwer umsetzbar ist und stattdessen regionale Besonderheiten berücksichtigt werden müssen.

Finanzielle Aspekte und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten

Die Finanzierung des Ganztagsangebots erfolgt zum Teil über zusätzliche Lehrerwochenstunden, die in Geld umgewandelt werden können. Ab Schuljahr 2025/26 steigen diese Quote sogar auf bis zu 70 Prozent. Dies bietet Raum für Kooperationen mit außerschulischen Partnern, wie Vereinen oder Kulturinstitutionen.

Markus Münch betont, dass es wichtig sei, zunächst die grundlegenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Später könne man dann immer noch anpassen, falls sich Bedarfe ändern oder Unklarheiten auftauchen. Die Planungen sind daher bewusst dynamisch angelegt, um sowohl Eltern als auch Schülern gerecht zu werden.

Ausblick und Perspektiven für die Zukunft

Die Umsetzung des Ganztagsschulprojekts an der Grundschule Langenwand-Eyachquell steht also vor großen Herausforderungen, aber auch vor großartigen Möglichkeiten. Die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, prägen den Bildungsweg vieler Kinder nachhaltig. Es bleibt abzuwarten, wie weit die Flexibilität tatsächlich gehen wird und ob sich die Erwartungen an ein erfolgreiches Zusammenspiel zwischen Schule und Familie erfüllen lassen.

more stories
See more