Rezepte
Die kulinarische Pionierin: Ursula Winnington verabschiedet sich im Alter von 96 Jahren
2025-05-10

Eine der bedeutendsten Köpfe in der Küche des ehemaligen Ostdeutschlands ist gestorben. Ursula Winnington, die durch ihre exotischen Rezepte und kreative Kombinationen zur Ikone wurde, hat den Speiseplan der DDR maßgeblich geprägt. Als Autorin und Journalistin schuf sie eine neue Art, über Kochkunst zu sprechen – dabei mischte sie erotische Andeutungen mit einer Weltreise durch Geschmäcker. Ihre Artikel erschienen in populären Zeitschriften wie „Das Magazin“, und ihre Kochbücher erreichten ein Millionenpublikum.

Die Lebensgeschichte einer Küchenrevolutionärin

In einem Land, wo Grundnahrungsmittel knapp waren und exotische Zutaten fast unbekannt blieben, entwickelte Ursula Winnington ihre eigene Philosophie der Kochkunst. Geboren 1928 in Ostpreußen, wuchs sie in einer Zeit auf, in der Essen nicht nur als Nahrung diente, sondern auch als kreative Herausforderung gesehen wurde. Nach dem Krieg studierte sie Landwirtschaft und arbeitete als Journalistin, was ihr die Möglichkeit gab, das Land zu verlassen und neue kulinarische Horizonte zu entdecken.

In Indien fand sie ihre Liebe zur asiatischen Küche und lernte, wie Gewürzmischungen perfekt abgestimmt werden können. Diese Erfahrungen trug sie nach Hause und experimentierte dort mit Ersatzzutaten für chinesische Gerichte oder indische Curry-Mischungen. Auberginen wurden zu einem neuen Standard, selbst wenn sie in der DDR noch kaum bekannt waren. Mit ihrer Kolumne „Liebe, Phantasie und Kochkunst“ inspirierte sie Generationen von Hausfrauen, die begannen, ihre Teller farbenfroher und fantasievoller zu gestalten.

Ihre Rezepte waren jedoch mehr als nur kulinarische Anweisungen; sie waren eine Einladung zur Leidenschaft und Erotik. In Büchern mit Untertiteln wie „die Liebe entfachen und zum Beischlaf beflügeln“ kombinierte sie die Kunst des Kochens mit der Kunst des Liebesspiels. Asparagi alla milanese oder Coq au Vin wurden zu Symbolen eines anderen Lebens, das jenseits der Grenzen der DDR lag.

Eine Perspektive auf ihre Bedeutung

Von der Perspektive eines Journalisten aus betrachtet, zeigt das Werk von Ursula Winnington, wie kreative Menschen es schaffen können, auch in beschränkten Rahmenbedingungen etwas Neues zu erschaffen. Sie lehrte ihre Leserinnen und Leser, dass selbst Knoblauch oder Koriander Wunder wirken können, wenn man ihnen nur eine Chance gibt. Ihre Geschichte erinnert uns daran, dass Essen nicht nur eine Notwendigkeit ist, sondern auch eine Sprache der Liebe, der Freude und der Verbindung zwischen Menschen. Selbst heute, in einer Zeit globalisierter Märkte, bleibt ihre Vision von innovativer Küche eine inspirierende Quelle der Motivation.

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