Rezepte
Digitale Rezepte: Vom Heilmittel zum Hemmschuh
2024-10-17
Digitale Rezepte: Zwischen Fortschritt und Rückschritt
Mit der Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) in Deutschland sollte die Verschreibung und Abgabe von Medikamenten effizienter und moderner werden. Doch stattdessen kam es zu unerwarteten Komplikationen, die die Versorgung der Patienten erschweren. Dieser Artikel beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der Umsetzung des E-Rezepts ergeben, und diskutiert mögliche Lösungsansätze, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen.Mehr Bürokratie statt Effizienz
Die Einführung des E-Rezepts sollte eigentlich eine Vereinfachung des Verschreibungsprozesses bringen. Stattdessen führte sie zu unerwarteten Komplikationen. Laut dem Bundesgesundheitsministerium ist die direkte Weitergabe des E-Rezepts von der Arztpraxis an die Apotheke über das Kommunikationsnetzes der Telematikinfrastruktur (KIM) nicht zulässig. Stattdessen müssen die Verordnungen erst in das Heim des Patienten und dann in die Apotheke übermittelt werden.Diese Regelung erschwert die Versorgung der Patienten, insbesondere in Pflegeheimen. Die Anbindung der Heime an die Telematikinfrastruktur lässt zudem auf sich warten, sodass die E-Rezepte nicht wie geplant direkt von Arzt zu Apotheke fließen können.Interessenskonflikte in der Branche
Der Gesetzgeber hat erkannt, dass diese Situation die Patientenversorgung beeinträchtigt, und plant Nachbesserungen. In einem Änderungsantrag zum Gesetz zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit ist ein Vorschlag enthalten, der die direkte Übermittlung von E-Rezepten von Arzt zu Apotheke ermöglichen soll.Allerdings lehnt der Apothekerverband ABDA diesen Vorschlag in seiner Stellungnahme ab. Die Begründung: Man erwarte, dass Pflegeheime bald an die Telematikinfrastruktur angebunden seien, sodass die E-Rezepte dann wie geplant über KIM übermittelt werden könnten.Damit stellt sich die ABDA gegen die Interessen der Apotheker, die Patienten in Heimen versorgen. Denn die direkte Weiterleitung hat sich in der Praxis bereits bewährt und es gibt keine nachvollziehbaren Gründe, davon abzuweichen. Zudem zeigen die bisherigen Erfahrungen mit dem E-Rezept, dass die Anbindung der Heime an KIM nicht zeitnah zu erwarten ist.Rechtliche Grauzonen und Kompromissbereitschaft
Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die direkte Weiterleitung von E-Rezepten in der Praxis stattfindet und weiter stattfinden wird - auch wenn die gesetzliche Klarstellung nicht kommt. Damit nimmt die ABDA billigend in Kauf, dass Apotheker gegen geltendes Recht verstoßen.Es bleibt zu hoffen, dass der Gesetzgeber in diesem Fall auf die Bedürfnisse der Patienten und der Branche hört und den Vorschlag zur direkten Übermittlung von E-Rezepten umsetzt. Nur so kann die Digitalisierung im Gesundheitswesen tatsächlich zu Effizienzsteigerungen und einer verbesserten Versorgung führen.