Der Übergang von der Schule ins Berufsleben stellt viele junge Menschen vor große Herausforderungen. Entscheidungen über die zukünftige berufliche Laufbahn erfordern nicht nur Selbstreflexion und Eigenverantwortung, sondern auch Unterstützung durch Eltern. Doch wie viel Einfluss sollten Erziehungsberechtigte auf diese wichtige Lebensentscheidung haben? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer aktuellen Diskussion, in der Experten unterschiedliche Positionen einnehmen.
Maike Fleischer, Referatsleiterin für Berufliche Bildung bei der Industrie- und Handelskammer Stuttgart, beobachtet eine zunehmende Tendenz zur intensiven Beteiligung der Eltern. Sie erklärt, dass einige Unternehmen sogar spezielle Veranstaltungen organisieren, um den Eltern einen Einblick in die Ausbildungsstätten zu geben. Dennoch gibt es Grenzen, die überschritten werden sollten. So wird etwa das Mitkommen der Eltern zu Vorstellungsgesprächen oft kritisch gesehen, da dies bei vielen Arbeitgebern Irritationen auslöst.
Brigitte Becker, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Hannover, bestätigt ebenfalls eine erhöhte Beteiligung der Eltern. Sie betont jedoch, dass es wichtig ist, zwischen unterstützendem Engagement und übermäßigem Eingreifen zu unterscheiden. Bei Beratungsterminen oder Ausbildungsmessen sollte der Fokus klar auf den Jugendlichen liegen, während die Eltern eher im Hintergrund bleiben. Eine aktive Rolle der Jugendlichen fördert ihre Selbstständigkeit und Reife, was letztlich auch im Interesse der Arbeitgeber liegt.
Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung verstärkt. Viele Eltern übernehmen heute mehr Aufgaben für ihre Kinder, indem sie zum Beispiel Beratungstermine vereinbaren oder direkt mit Arbeitgebern Kontakt aufnehmen. Dies zeigt sich auch in Umfragen, die ergeben, dass ein kleiner Teil der jungen Bewerber gelegentlich Eltern oder Freunde zu Vorstellungsgesprächen mitnimmt. Allerdings bleibt die Mehrheit der Jugendlichen dabei selbstständig.
Für eine gesunde Entwicklung ist es entscheidend, dass Eltern ihren Kindern Raum lassen, eigene Entscheidungen zu treffen. Die Unterstützung sollte daher darauf abzielen, den Jugendlichen Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln, ohne ihnen die Möglichkeit zu nehmen, ihre eigenen Wege zu gehen. Besonders wichtig ist es, positive Aspekte des Berufslebens zu betonen, um negative Vorstellungen zu vermeiden. Letztlich geht es darum, den Nachwuchs so gut wie möglich auf die Herausforderungen des Berufslebens vorzubereiten, ohne ihn dabei zu überfordern oder zu sehr zu kontrollieren.