In der heutigen Gesellschaft sind Trennungen und Scheidungen oft mit erheblichen Herausforderungen verbunden, besonders wenn Kinder im Spiel sind. Besonders belastend wird die Situation, wenn ein Elternteil das Kind vom anderen fernhält. Diese Erfahrung hat eine Viersenerin dazu bewogen, eine Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen, die sich speziell an Frauen richtet, die unter dieser Art von Entfremdung leiden. Die Gruppe soll einen Raum bieten, in dem betroffene Mütter ihre Sorgen teilen und Unterstützung finden können.
In einem ruhigen Vorort, geprägt von lauschigen Straßen und freundlichen Nachbarn, begann vor einigen Jahren eine Odyssee für Sabine W., die ihr Leben auf den Kopf stellte. Im Jahr 2022 entschied sie sich nach jahrelanger psychischer Belastung, ihre Ehe zu beenden. Zuvor hatte es bereits eine räumliche Trennung innerhalb der gemeinsamen Wohnung gegeben. „Ich konnte die psychische Gewalt meines Mannes nicht länger ertragen“, erinnert sich die 43-jährige Mutter. Als sie schließlich ausgezogen war, stellte sich heraus, dass die Trennung nur der Anfang einer viel größeren Herausforderung war.
Trotz des bestehenden gemeinsamen Sorgerechts kam es zu einem vollständigen Kontaktabbruch mit ihren beiden Kindern. Ihr Ex-Mann verweigerte die Abgabe der Kinder und beeinflusste sie negativ gegenüber Sabine. „Er brachte ihnen bei, dass ich eine böse Mutter sei, die sie nicht liebe, weil ich arbeite“, berichtet sie. Diese Propaganda führte zu einer emotionalen Entfremdung zwischen Mutter und Kindern. Sabine fühlte sich isoliert und unsichtbar gemacht, als würde sie gar nicht existieren. Sie wurde sogar von wichtigen Ereignissen wie der Einschulung ihrer Tochter ausgeschlossen.
Nach intensiver Suche nach Unterstützung entdeckte Sabine, dass es keine Selbsthilfegruppen für Frauen in ihrer Region gab. Erst durch Kontakte in weiter entfernten Städten und Online-Netzwerken fand sie erste Unterstützung. Doch das Gefühl, dass es keinen Ort gab, an dem sie sich wirklich wohlfühlte, blieb. So beschloss sie, selbst eine Gruppe ins Leben zu rufen, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen abgestimmt ist, die unter der Entfremdung von ihren Kindern leiden.
Am 6. März startete die neue Selbsthilfegruppe im Blauen Haus der Diakonie Krefeld-Viersen. Hier treffen sich betroffene Mütter, um über ihre Erfahrungen zu sprechen und gemeinsam Lösungsansätze zu finden. Der Austausch soll Mut machen und zeigen, dass man nicht allein ist.
Von einem journalistischen Standpunkt aus betrachtet, zeigt diese Initiative die dringende Notwendigkeit, mehr Aufmerksamkeit auf das Thema Eltern-Kind-Entfremdung zu lenken. Es ist ein Zeichen dafür, wie wichtig es ist, Plattformen zu schaffen, die Menschen in Krisensituationen unterstützen und ihnen helfen, ihre Stimme zu finden. Sabines Engagement macht deutlich, dass es Zeit ist, tabuisierte Themen anzusprechen und konkrete Hilfen anzubieten. Dieser Schritt kann dazu beitragen, dass andere Frauen, die ähnliche Erfahrungen machen, sich nicht so einsam und verlassen fühlen.