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Eltern unter Druck: Die Herausforderungen der modernen Elternschaft
2025-01-15

Die heutige Generation von Eltern steht vor ungewöhnlichen Herausforderungen, die sowohl ihre physische als auch psychische Belastbarkeit auf eine harte Probe stellen. Eine repräsentative Umfrage durch die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) ergab, dass mehr als sechzig Prozent der Eltern mit Kindern unter achtzehn Jahren häufig oder sehr häufig gestresst sind. Diese Zahlen verdeutlichen die zunehmende Überlastung und Erschöpfung, die in den letzten zwei Jahren weiter zugenommen haben. Dabei spielen moderne Erziehungstrends wie „intensive parenting“ eine besondere Rolle, indem sie zusätzliche Belastungen hinzufügen.

In der Vergangenheit mussten Familien im Durchschnitt 48 Stunden pro Woche für berufliche Aktivitäten zur Verfügung stellen. Heute sind es 72 Stunden, da beide Elternteile oft erwerbstätig sind. Familienforscher Prof. Hans Bertram erklärt, dass Eltern heute viel mehr leisten müssen als ihre Vorfahren. Sie sollen nicht nur beruflich erfolgreich sein, sondern auch eine Familie gründen und sich um das Wohlbefinden ihrer Kinder kümmern. Diese Vielseitigkeit belastet die Eltern stark und führt zu einem ständigen Stresspegel.

In den USA hat die Situation ähnliche Ausmaße angenommen. Surgeon General Vivek Murthy veröffentlichte ein Health Advisory, in dem er auf die besonderen Herausforderungen hinweist, denen moderne Eltern gegenüberstehen. Besonders die Nutzung sozialer Medien und die zunehmenden psychischen Probleme bei Jugendlichen verstärken den Druck auf Eltern. Der Trend des „intensive parenting“ verlangt von Eltern, dass sie überproportional viel Zeit, Energie und Ressourcen in ihre Kinder investieren. Dies kann jedoch nach Aussagen der Sozialpsychologin Natalie Kerr eher schädlich als nützlich sein.

Natalie Kerr betont, dass intensive Elternschaft nicht zwangsläufig positive Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Kinder hat. Im Gegenteil, zu viel Druck kann körperliche und psychische Beschwerden bei Kindern auslösen. Es wird empfohlen, Kindern mindestens zwei freie Nachmittage pro Woche zu geben, an denen sie selbst bestimmen können, was sie tun. Psychologisch gesehen profitieren auch Eltern davon, wenn sie weniger perfektionistisch agieren und ihr eigenes Wohlbefinden priorisieren. Ein gesundes soziales Leben und offene Gespräche über die Herausforderungen des Elternseins können dabei helfen, den Stress zu reduzieren.

Die zunehmende Überlastung von Eltern ist ein komplexes Problem, das verschiedene Faktoren miteinbezieht. Moderne Erziehungstrends wie „intensive parenting“ tragen dazu bei, den Druck auf Eltern zu erhöhen. Es ist wichtig, dass Eltern lernen, ihren eigenen Bedürfnissen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Nur so können sie langfristig das Gleichgewicht zwischen beruflicher und familiärer Verantwortung finden und das Wohlbefinden sowohl für sich selbst als auch für ihre Kinder verbessern.

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