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Elterntaxis vor Schulen: Ein gefährliches Muster in Baden-Württemberg
2025-01-21
Das Bild ist allzu vertraut: Autos hupen und blockieren die Straßen, während Schüler sich ihren Weg zur Schule bahnen. In Baden-Württemberg bleibt das Problem der Elterntaxis ein dringlicher Anliegen, trotz einer umfangreichen Kampagne des Landes. Diese Situation birgt nicht nur Verkehrsstaus, sondern auch zunehmende Sicherheitsrisiken für Kinder.

Schulen sicher machen – Eltern überzeugen

Die aktuelle Situation an den Schulen

Morgens vor vielen Schulen in Baden-Württemberg entsteht ein chaotisches Bild. Die Straßen sind überfüllt mit Fahrzeugen, die Kinder müssen sich zwischen parkenden und fahrenden Autos hindurchschlängeln. Diese Bedingungen führen zu einem erhöhten Risiko von Unfällen und Verletzungen. Das Verkehrsministerium hat herausgefunden, dass etwa jedes sechste Kind im Land immer noch von seinen Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht wird. Diese Zahl ist seit 2017 konstant geblieben.Der Druck auf die Straßen und die damit verbundenen Gefahren sind beunruhigend. Im Jahr 2023 stieg die Zahl der Schulwegunfälle von knapp 360 auf fast 430. Dabei wurden 440 Kinder verletzt, und tragischerweise kam ein Kind ums Leben. Obwohl die aktuellen Zahlen für 2024 noch nicht vollständig vorliegen, geht das Ministerium davon aus, dass es eine leichte Abnahme gab. Dennoch bleibt die Situation alarmierend.

Initiativen und Maßnahmen des Landes

Im Jahr 2022 startete Baden-Württemberg eine umfangreiche Kampagne gegen Elterntaxis, finanziert mit 1,2 Millionen Euro. Ziel ist es, bis 2030 die Zahl der Elterntaxis halbieren und die Schüler dazu ermutigen, zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad zur Schule zu kommen. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) betonte die Notwendigkeit dieser Maßnahmen.Seit Beginn der Kampagne erhalten Schulen und Kommunen Unterstützung durch speziell geschulte Berater. Diese unterstützen bei der Gestaltung von radfreundlichen Schulhöfen und der Förderung mobiler Schüler. Laut einer Zwischenbilanz zum Jahresende 2024 wurden rund 1.000 Schulen und 360 Kommunen beraten. Trotz der positiven Resonanz in der Öffentlichkeit bleibt die Zahl der Elterntaxis unverändert.

Bewertung der Kampagne und Herausforderungen

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) lobte die Initiative als guten Ansatz, aber kritisierte gleichzeitig die Höhe der finanziellen Mittel. Jörg Dengler, Landesvorstand des VCD, meinte, dass viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, weil sie es als Fürsorgeleistung sehen. Daher sei ein schneller Wandel schwierig. Verbote würden hierbei wenig helfen; stattdessen müsse man langsam und nachhaltig die Eltern überzeugen.Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), bestätigte, dass Eltern sich gegenüber der Schulleitung verständnisvoll zeigen, solange direkter Kontakt besteht. Allerdings halte sich diese Haltung nicht lange. Die persistierende Praxis der Autofahrten sorgt weiterhin für gefährliche Situationen vor den Schulen.

Die Bedeutung eines selbstständigen Schulweges

Es ist entscheidend, dass Kinder unterstützt werden, ihren Schulweg selbstständig zu bewältigen. Gerhard Brand betonte, dass dies nicht nur ihre Selbstsicherheit stärkt, sondern auch wichtige soziale Kompetenzen fördert. Wenn Schüler die Regeln des Straßenverkehrs kennen, können sie selbstbewusst alleine zur Schule gehen und sogar anderen Kindern helfen. Eine Umfrage des VBE, des Deutschen Kinderhilfswerks und des Verkehrsclubs ergab, dass bei einer Schule mit 1.000 Schülern zu Stoßzeiten ungefähr 170 Autos gleichzeitig vor der Schule stehen. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit, alternative Wege zur Schule zu fördern.
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