In einer neuen Studie beleuchtet ein Team um den Entwicklungspsychologen Professor Michael Pluess das Verhalten von Kindern mit unterschiedlicher Empfindsamkeit. Während hochsensible Kinder als „Orchideen-Kinder“ bezeichnet werden, stehen robuste Kinder unter dem Begriff „Löwenzahn-Kinder“. Der Forscher erläutert, wie sich diese Unterschiede auf das Lernen, Spielen und Sozialverhalten auswirken können. Besonders interessant ist dabei die Rolle der Umwelt bei der Entwicklung dieser Charakteristiken.
Inmitten eines lebendigen Experiments in einem farbenfrohen Spielzimmer zeigte sich eine faszinierende Unterscheidung zwischen den beiden Gruppen. Während Orchideen-Kinder vorsichtig und zurückhaltend auf ihre Umgebung reagierten, stürzten sich Löwenzahn-Kindern enthusiastisch auf jedes neue Spielzeug. Diese Beobachtungen wurden im Jahr 2025 an der Queen Mary University of London durchgeführt, wo Professor Pluess gemeinsam mit internationalen Kollegen die Sensibilität von Kindern untersucht.
In einem weiteren Teil des Experiments trat ein fremder Mann zu den spielenden Kindern. Während die hochsensiblen Kinder sofort verstummten und sich zurückzogen, blieben die Löwenzahn-Kindern unbeeindruckt weiter spielen. Auch bei komplexeren Aufgaben, wie dem Lesen von Emotionen oder Gedächtnistests, zeigten die weniger sensiblen Kinder größere Schwierigkeiten, dafür jedoch eine beeindruckende Spontaneität.
Von besonderem Interesse ist dabei die Erkenntnis, dass diese Merkmale nicht feststehen. Obwohl Genetik eine wichtige Rolle spielt, können frühkindliche Erfahrungen sowie familiäre Einflüsse die Entwicklung maßgeblich verändern. Dies bedeutet, dass selbst robuste Löwenzahn-Kindern durch negative Ereignisse sensibler werden können.
Professor Pluess betont daher die Notwendigkeit einer individualisierten Erziehung. Eltern sollten die spezifischen Bedürfnisse ihres Kindes erkennen und darauf abstimmen, ob es mehr Sicherheit oder Herausforderungen benötigt.
Aus Sicht eines Journalisten zeigt diese Studie eindrucksvoll, wie wichtig es ist, jedes Kind in seiner Eigenart zu sehen und zu fördern. Die Erkenntnisse über die unterschiedlichen Sensibilitätsprofile können Eltern dabei helfen, bewusster und gezielter auf die Stärken und Schwächen ihrer Kinder einzugehen. Vielleicht liegt der Schlüssel zur besten Erziehung nicht in allgemeingültigen Regeln, sondern vielmehr in der individuellen Anpassung an das jeweilige Temperament des Kindes.