In der Kita Spatzennest in Bayreuth wird deutlich, wie sehr die Erzieherkräfte unter Druck stehen. Während bei Ausfällen die Gruppengröße flexibel angepasst wird, leidet die pädagogische Qualität erheblich. Der Personalmangel führt dazu, dass Erzieher oft am Limit arbeiten und zusätzliche Verantwortung übernehmen müssen. Obwohl die Diakonie als Träger einen Vorteil gegenüber kleineren Anbietern hat, bleibt auch hier die Situation prekär. Die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf verweigert finanzielle Unterstützung für Springerkräfte und betont stattdessen die Verantwortung der Kommunen.
In der Spätphase eines kalten Winters in Bayreuth bemühen sich die Mitarbeiter der Kita Spatzennest, den Betrieb aufrechtzuerhalten, obwohl immer wieder Kollegen ausfallen. In solchen Momenten werden die Kindergruppen neu zusammengestellt, doch dies stellt eine immense Belastung für die verbleibenden Erzieher dar. Bianka Deinert, Leiterin der Einrichtung, berichtet von einem System, das an seinen Grenzen operiert, besonders wenn Grippe oder andere Infektionswellen durch die Region ziehen. Daniel Rupprecht, pädagogischer Leiter der Diakonie, erklärt, dass dabei die qualitativ hochwertige pädagogische Betreuung unweigerlich leidet.
Ein weiteres Problem liegt in der begrenzten Kapazität der Gruppen. Um ihre gesetzlichen Aufsichtspflichten einzuhalten, können die Gruppen nicht beliebig groß werden. Hier zeigt sich ein entscheidender Unterschied zwischen der Spatzennest-Kita und kleineren Einrichtungen: Im Falle von Ausfällen kann die Diakonie auf Personal aus 16 weiteren Kitas zurückgreifen. Kleinere Träger, wie die AWO in Altenplos, haben keine derartigen Ressourcen zur Verfügung.
Franz Sedlak, Chef der Diakonie, spricht von einer „Mangelverwaltung“, da selbst große Anbieter nur mit enormem Einsatz ihrer Mitarbeiter über die Runden kommen. Laut dem bayerischen Sozialministerium fehlen bundesweit mehr als 14.000 Erzieher in Kitas. Eine mögliche Lösung könnten Springerkräfte sein, doch diese werden vom Staat nicht gefördert. Die Sozialministerin Ulrike Scharf argumentiert, dass die Kommunen und Träger dafür verantwortlich seien und das Land lediglich als Förderer fungiere. Dieser Ansatz bedeutet jedoch, dass Gelder nur für gebuchte Arbeitsstunden fließen und keine Reserven geschaffen werden können.
Von dieser Politik profitieren vor allem die großen Anbieter, während kleinere Gemeinden zunehmend Schwierigkeiten haben, ihre Kitas zu betreiben. Franz Sedlak bestätigt diesen Trend, indem er erwähnt, dass die Diakonie kürzlich drei weitere Kitas übernommen hat. Diese Entwicklung könnte bedeuten, dass nur noch die größten Träger die wachsenden Herausforderungen bewältigen können, während kleinere Einrichtungen gezwungen sind, den Betrieb einzustellen.
Vom journalistischen Standpunkt aus betrachtet, offenbart diese Situation die dringende Notwendigkeit einer grundlegenden Reform des Systems. Ohne klare politische Maßnahmen zur Entlastung der Erzieher und zur Sicherstellung qualitativ hochwertiger Betreuung steht die Zukunft vieler Kindertagesstätten auf schwankendem Boden. Es ist höchste Zeit, neue Wege einzuschlagen, um sowohl den Bedarf der Kinder als auch den der Erzieher adäquat zu decken.