Finanzierung
Globaler Landbesitz: Die Macht der Großen im Agrarsektor
2025-06-03

Eine neue Studie hebt die wachsende Bedeutung von Großunternehmen und Finanzinstitutionen im Bereich des weltweiten Landbesitzes hervor. Während viele den Namen Benetton mit farbenfrohen Kleidungsstücken in Verbindung bringen, zeigt sich bei einem Blick hinter die Kulissen ein anderes Bild. Die Holding Edizione, Eigentümerin der Modekette, gehört zu den größten privaten Landbesitzern weltweit. Die Studie „Lords of the Land“, veröffentlicht von Fian und Focus on the Global South, offenbart, dass zehn dieser multinationalen Akteure insgesamt 405.000 Quadratkilometer Land kontrollieren – eine Fläche, die doppelt so groß ist wie Deutschland.

In den letzten Jahren hat sich die Dynamik im Agrarlandbesitz stark verändert. Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen haben begonnen, große Ländereien zu erwerben. Neben traditionellen Agrarkonzernen wie Wilmar, das riesige Palmölplantagen betreibt, stammen einige der neuen Spieler aus der Finanzbranche. Ein Beispiel hierfür ist der US-Pensionsfonds TIAA, dessen Besitz zwischen 2012 und 2023 fast vervierfacht wurde. Dieser Trend wird von kritischen Stimmen als bedrohlich angesehen, da er nicht nur die Umwelt gefährdet, sondern auch die Lebensgrundlagen von Kleinbauern und ärmsten Bevölkerungsgruppen untergräbt.

Die Familie Benetton steht dabei symbolisch für diese Entwicklung. Ihre Holding Edizione ist weit mehr als nur der Dachverband für die berühmte Modemarke. Sie besitzt weltweit enorme Ländereien, die teils für umstrittene Zwecke genutzt werden. Der Kauf von Land durch solche Konzerne führt oft zu einer Zersiedlung lokaler Gemeinden und zur Enteignung traditioneller Bewohner. Diese Praktiken tragen dazu bei, dass globale Ungleichheiten weiter zunehmen.

Auch private Investoren sind Teil dieses Phänomens. So kaufte Blue Carbon, eine dubai-basierte Firma, im Jahr 2023 über 7,5 Millionen Hektar Land in Simbabwe. Diese Transaktion, die einen Wert von 1,5 Milliarden Dollar hatte, diente laut Berichten der Erzeugung von CO₂-Zertifikaten. Diese sollen verwendet werden, um die Kohlendioxidbilanzen reicher Länder zu verbessern, was jedoch auf Kosten lokaler Ressourcen und der Lebensqualität der dort lebenden Bevölkerung geht.

Der Expansionsdruck aus der Finanzbranche ist besonders bemerkenswert. Der US-Pensionsfonds TIAA hat seine weltweiten Landbesitzungen dramatisch erhöht, vor allem in sensiblen Ökosystemen wie dem brasilianischen Cerrado-Gebiet. Dort wurden große Flächen in industrielle Plantagen und Monokulturen umgewandelt, was zu erheblichen ökologischen und sozialen Folgen geführt hat. Deutsche Institutionen sind ebenfalls in diesen Prozess involviert, was die Komplexität der globalen Netzwerke verdeutlicht.

Die wachsende Landkonzentration birgt erhebliche Risiken. Nicht nur die Umwelt leidet unter der Industrialisierung agrarischer Regionen, sondern auch Hunderte Millionen Menschen sehen ihre Existenzbasis bedroht. Die Studie mahnt daher zur Vorsicht und fordert eine gerechtere Verteilung von Ressourcen. Ohne klare Regulierung könnte dieser Trend weiter fortschreiten und die globalen Ungleichheiten verschärfen.

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