In der serbischen Hauptstadt Belgrad haben sich Hunderttausende Menschen versammelt, um gegen Korruption und die bestehende Regierung zu protestieren. Während die Demonstrationszahlen von verschiedenen Quellen unterschiedlich angegeben werden, bleibt unbestritten, dass dies eine der größten Protestbewegungen im Land darstellt. Neben den regierungskritischen Gruppen waren auch Anhänger des Präsidenten anwesend, was zu Spannungen führte. Die Demonstrationen wurden durch ein tragisches Unglück in Novi Sad ausgelöst und entwickelten sich zu einem weitreichenden Ausdruck des Unmuts über das politische System.
Die Demonstrationen zeichneten sich durch ihre Breite und Durchhaltefähigkeit aus. Menschen aus allen Teilen Serbiens reisten nach Belgrad, um ihre Stimme zu erheben. Besonders aktiv waren Studenten und Landwirte, die gemeinsam den Ruf nach Transparenz und Gerechtigkeit erhoben. Obwohl es vereinzelte Auseinandersetzungen gab, blieb der Protest überwiegend friedlich.
Die Bewegung wurde ursprünglich durch ein Unglück in Novi Sad ausgelöst, bei dem ein Dach einstürzte und 15 Menschen das Leben kostete. Dieses Ereignis schürte die bereits vorhandene Frustration über vermeintliche Korruptionspraktiken innerhalb der Regierung. Mit Slogans wie „Korruption tötet“ und Symbolen wie blutigen Handansteckern drückten die Demonstranten ihre Entschlossenheit aus. Sie betonten dabei die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Wandels und riefen zur Einheit auf. Viele Teilnehmer äußerten ihre Hoffnung, dass diese Demonstrationen das Ende der aktuellen Herrschaft bedeuten könnten.
Präsident Vučić sprach am Abend der Demonstrationen und betonte die Friedfertigkeit der Mehrheit der Demonstranten sowie die professionelle Arbeit der Polizei. Er distanzierte sich gleichzeitig von jenen, die Gewalt als Mittel einsetzten, und unterstrich seine Bereitschaft, die Ordnung im Land aufrechtzuerhalten. Zudem wurden einige Aktivisten festgenommen, die verdächtigt wurden, gegen die Verfassung zu verstoßen.
Vučićs Rede an die Nation kam nach Tagen intensiver Demonstrationen und sollte sowohl den Demonstranten als auch der internationalen Gemeinschaft zeigen, dass die Regierung weiterhin die Kontrolle behält. Während er die Mehrheit der Demonstranten als respektvoll beschrieb, warnte er davor, dass die „Straße“ nicht die Macht haben solle, politische Entscheidungen zu treffen. Diese Position wird jedoch von vielen Kritikern als Versuch wahrgenommen, die Legitimität der Proteste zu untergraben. Internationale Organisationen wie EU und UNO appellierten an beide Seiten, die Demonstrationen friedlich ablaufen zu lassen. Die Studentenorganisationen selbst appellierten ebenfalls zur Ruhe und Selbstbeherrschung, um die Bewegung nicht zu gefährden. Am Abend forderten sie sogar einen Rückzug von sensiblen Gebieten, um weitere Konfrontationen zu vermeiden.