Das Auto
Mobilitätsprobleme im Kreis Ostholstein: Was die Bewohner wirklich denken
2025-06-01
Wie können sich die Menschen in Ostholstein am besten von A nach B bewegen? Eine umfassende Studie des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) hat über 80.000 Stimmen bundesweit gesammelt, darunter 1.072 aus dem Kreis Ostholstein. Experten der Mehrwertmacher GmbH haben die Ergebnisse analysiert und ein klares Bild der Mobilitätsgewohnheiten gezeichnet.

„Die Zukunft der Mobilität liegt in unserer Hand“

Prävalenz des Automobils in Ostholstein

Die Mobilitätsstudie offenbart eine dominante Rolle des Pkw im täglichen Leben der Ostholsteiner. Mehr als 90 Prozent nutzen das Auto regelmäßig für unterschiedlichste Zwecke – ob Einkaufen, Arbeitsweg oder Freizeitaktivitäten. Diese hohe Abhängigkeit lässt sich durch den mangelhaften Zustand des öffentlichen Nahverkehrs erklären. Während bundesweit die Anteile geringfügig niedriger liegen, zeigt sich in Ostholstein besonders deutlich, dass ohne eigenes Fahrzeug viele Orte kaum erreichbar sind. Ein typisches Beispiel stammt aus einer Gemeinde mit 400 Einwohnern, die ohne Auto faktisch isoliert wäre.Zudem spielen Radfahrer eine wichtige Rolle im Verkehrsbild. Fast 60 Prozent der Befragten nutzen Fahrrad oder E-Bike, was die regionale Präferenz für alternative Transportmittel unterstreicht. Doch auch hier gibt es Herausforderungen. Die Beschwerden reichen von unzureichenden Infrastrukturen bis hin zu unsicheren Routen, die dringend verbessert werden müssten. Diese Kombination aus hohem Pkw-Anteil und gleichzeitiger Nutzung zweirädriger Fahrzeuge prägt das Mobilitätsbild im Kreis.In einem weiteren Aspekt hebt sich Ostholstein von anderen Regionen ab: Die Entfernungen zum Arbeitsplatz variieren stark, wobei mehrheitlich Zeiträume zwischen 10 und 60 Minuten genannt werden. Diese Vielfalt an Anreisezeiten spiegelt die unterschiedlichen Strukturen innerhalb des Kreises wider und verdeutlicht die Notwendigkeit eines flexiblen Verkehrsangebots.

Hürden auf dem Weg zur Arbeit

Die tägliche Pendelei birgt zahlreiche Hindernisse, die die Ostholsteiner beschäftigen. Staus stehen an oberster Stelle der Problemliste, gefolgt von unsicheren und fehlenden Radwegen. Diese Thematik wird in den Antworten der Befragten immer wieder thematisiert. So berichten einige Teilnehmer aus Stockelsdorf über schlecht gepflegte Wege, während andere kritisch auf Paketzusteller verweisen, die die Fahrradwege blockieren.Ein Blick hinter die Kulissen offenbart jedoch noch weitere Schwierigkeiten. Die Zeitersparnis spielt eine entscheidende Rolle, wie ein Beispiel aus Bosau demonstriert: „Mit dem PKW benötige ich 16 Minuten, mit dem Bus eine Stunde.“ Solche Diskrepanzen führen dazu, dass viele Personen keine Alternative zum Auto sehen. Dies ist nicht nur ein Individuenproblem, sondern betrifft auch die Umweltbelastung im Kreis Ostholstein. Die Forderung nach besseren Bedingungen für Radfahrer und Pendler steht daher hoch im Kurs.Darüber hinaus beeinflussen allgemeine Verkehrsinfrastrukturen die Zufriedenheit der Bewohner. Schlechte Straßenqualität und Baustellen zählen zu den häufigsten Klagen. Auch zwischenmenschliche Konflikte treten immer wieder zutage, insbesondere durch rücksichtsloses Fahrverhalten oder aggressive Radfahrer. Diese sozialen Spannungen könnten durch klare Regeln und bessere Ausstattungen reduziert werden. Derzeit scheint jedoch noch viel Potenzial für Verbesserungen vorhanden zu sein.

Visionen für den Nahverkehr

Die Befragten äußern klare Erwartungen an die Zukunft des Nahverkehrs. Mehr als 95 Prozent fordern ein verbessertes Angebot, das den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht wird. Besonders auffällig ist die Unterstützung für kostenlose ÖPNV-Optionen, die insbesondere in ländlichen Gebieten große Akzeptanz finden. Ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen findet ebenfalls breite Zustimmung, wobei manche Teilnehmer differenzierte Ansätze vorschlagen.Diese Visionen spiegeln die Wünsche vieler Bewohner wider, die sich nach einem ausgewogenen Verkehrssystem sehnen. Ein Beitrag aus Ahrensbök illustriert dies eindrucksvoll: „Ein Tempolimit für Verbrenner und freie Fahrt für E-Autos könnte Lösungsansätze bieten.“ Solche innovativen Ideen könnten helfen, sowohl Umweltbelange als auch persönliche Freiheiten zu berücksichtigen. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass die Abhängigkeit vom Auto stark ist. Noch immer beantworten 75 Prozent der Befragten die Frage nach einer möglichen Aufgabe des Fahrzeugs mit einem klaren Nein.

Ausblick auf zukünftige Entwicklungen

Die Mobilitätsproblematik im Kreis Ostholstein bleibt ein komplexes Thema, das multiple Lösungsansätze erfordert. Die aktuelle Situation verdeutlicht, dass ohne strukturelle Veränderungen der Status quo bestehen bleiben wird. Die Forderungen nach besserer Infrastruktur und fairen Bedingungen für alle Verkehrsteilnehmer unterstreichen die Dringlichkeit dieses Themas. Experten appellieren daher an die Verantwortlichen, konkrete Maßnahmen einzuleiten und die Perspektiven der Bewohner ernst zu nehmen.Besonders wichtig erscheint dabei die Integration unterschiedlicher Verkehrsmittel in ein übergeordnetes System. Nur so kann langfristig eine nachhaltige Entwicklung erreicht werden, die sowohl die Umwelt als auch die Lebensqualität der Menschen berücksichtigt. Die aktuelle Studie liefert hierfür wertvolle Daten und zeigt auf, wo genau Handlungsspielräume existieren. Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Erkenntnisse in die Planung eingebunden werden.
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