In den letzten Jahren hat sich die Struktur der deutschen Familien zunehmend verändert. Eine aktuelle Studie zeigt, dass etwa 2,5 Millionen Kinder unter 18 Jahren bei einem alleinerziehenden oder getrennt lebenden Elternteil aufwachsen. Diese Entwicklung macht es notwendig, die familienpolitischen Maßnahmen anzupassen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Der neueste Familienbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) legt besonderen Fokus auf diese Veränderung und fordert eine moderne Familienpolitik, die sich an den vielfältigen Lebenslagen orientiert.
Die Zahl der Alleinerziehenden und getrennt lebenden Eltern nimmt stetig zu. Im Jahr 2023 betrug ihr Anteil bereits 20 Prozent aller Eltern, während unverheiratete Paare mit gemeinsamen Kindern weitere zwölf Prozent ausmachen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass das traditionelle Modell der verheirateten Elternpaare immer weniger repräsentativ wird. Der neue Familienbericht, der jährlich vom BMFSFJ erstellt wird, hebt hervor, dass erfolgreiches Handeln in der Familienpolitik erfordert, dass sie sich an die Vielfalt der heutigen Familienstrukturen anpasst.
Ein wesentlicher Aspekt des Berichts ist die Untersuchung der Lebensbedingungen von Alleinerziehenden. Besonders auffällig ist die hohe Anzahl von Müttern, die allein für ihre Kinder sorgen – rund 82 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen. Dies stellt eine Herausforderung dar, da diese Gruppe häufig mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert ist. Die Arbeitszeiten von Frauen mit Kindern liegen deutlich unter denen von Männern, was zu geringeren Einkommen und einer erhöhten Altersarmut führt. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, schlägt der Bericht vor, die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen zu fördern und eine gemeinsame Elternverantwortung zu stärken.
Zudem weist der Bericht darauf hin, dass viele verschiedene Familienmodelle nicht hinreichend berücksichtigt werden. Statistiken zeigen oft nur eine vereinfachte Darstellung, wobei beispielsweise die Zahl der Eltern mit geteilter Betreuung nicht bekannt ist. Internationale Vergleiche deuten darauf hin, dass Länder wie Schweden, Finnland und Belgien in dieser Hinsicht weiter fortgeschritten sind. In Deutschland haben lediglich acht Prozent der Kinder zwischen zehn und 15 Übernachtungen pro Monat beim anderen Elternteil, während 51 Prozent kaum oder keinen Kontakt mehr zum anderen Elternteil haben.
Der Familienbericht legt vier Hauptbereiche fest, auf die sich künftige politische Maßnahmen konzentrieren sollten: die Förderung der ökonomischen Eigenständigkeit, insbesondere von Frauen; die Stärkung gemeinsamer Elternverantwortung; die Anerkennung der Vielfalt von Familienformen; und gezielte Unterstützung von besonders gefährdeten Familien. Um diese Ziele zu erreichen, müssen Rechtsvorschriften überarbeitet und institutionelle Angebote verbessert werden. Ein erleichterter Zugang zu Sozialhilfen sowie verstärkte Beratungsangebote sollen dabei helfen, den Alltag von Alleinerziehenden und getrennt lebenden Eltern zu erleichtern.
Die neuen Erkenntnisse des Familienberichts verdeutlichen die Notwendigkeit, die Familienpolitik grundlegend zu überdenken. Es ist entscheidend, dass Politik und Gesellschaft zusammenarbeiten, um faire Chancen für alle Familienmodelle zu schaffen und die spezifischen Bedürfnisse verschiedener Gruppen angemessen zu berücksichtigen. Nur so kann eine gerechte und inklusive Zukunft für Eltern und Kinder gesichert werden.