Seit der Einführung des ersten iPhones im Jahr 2007 haben Smartphones unser Leben grundlegend verändert. Diese technologische Revolution hat jedoch auch unerwartete Konsequenzen gebracht, insbesondere wenn es um die Interaktion zwischen Eltern und ihren Kindern geht. Studien zeigen, dass eine übermäßige Nutzung von Smartphones durch Eltern negative Auswirkungen auf die emotionale und soziale Entwicklung von Säuglingen haben kann. Diese Beeinträchtigungen reichen von Bindungsproblemen bis hin zu erhöhtem Stress bei den Kleinsten. Die fortlaufende digitale Ablenkung der Eltern kann das Verständnis für die Bedürfnisse des Babys erschweren und damit langfristig die Beziehung zwischen Eltern und Kind beeinträchtigen.
In einer Zeit, in der Smartphones allgegenwärtig sind, wird die Aufmerksamkeit der Eltern oft durch diese Geräte abgelenkt. Babys lernen die Welt vor allem durch die Reaktionen ihrer Eltern kennen, und dabei spielt der Kontakt – sei es durch Mimik oder Blickkontakt – eine entscheidende Rolle. Edward Tronick, ein Entwicklungspsychologe, führte das berühmte „Still-Face-Experiment“ durch, das zeigt, wie stark Babys auf plötzliche Veränderungen in der elterlichen Aufmerksamkeit reagieren. Wenn Eltern sich nicht mehr auf ihr Baby konzentrieren, sondern beispielsweise auf ihr Smartphone schauen, können dies starke emotionale Reaktionen beim Kind auslösen. Das führt zu Stress und Unruhe bei den Kleinen.
Nach Aussage von Nora Zimmer, einer Kindheitspädagogin, kann die Nutzung des Smartphones dazu führen, dass die Versuche des Säuglings, Kontakt herzustellen, unbemerkt bleiben. Dies kann dem Kind Frustration und Angst bereiten. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wissensmedien ergab, dass eine längere Handynutzung die Feinfühligkeit der Eltern reduziert. Sie reagieren langsamer auf die Signale des Kindes oder bemerken sie gar nicht. Dies führt dazu, dass Babys weniger soziale Interaktion erleben und sich schlechter verstanden fühlen. Laut Beate Priewasser von der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg steigt die Herzfrequenz des Babys erheblich an, wenn Eltern ihr Smartphone benutzen.
Die Sprachentwicklung der Kinder kann ebenfalls durch die Handynutzung der Eltern gestört werden. Eine Studie der TU Dortmund zeigte, dass Kinder von häufig abgelenkten Eltern weniger gut auf Sprache reagieren. Die kindgerechte Sprache, die für den Spracherwerb wichtig ist, fällt bei abgelenkten Eltern oft weg. Barbara Mertins, die diese Studie leitete, betonte die Bedeutung der kindgerichteten Sprache nicht nur für die lautlichen Aspekte, sondern auch für Syntax und Grammatik.
Eine bewusste Handhabung des Smartphones kann helfen, die negativen Auswirkungen zu minimieren. Experten empfehlen, festgelegte Zeiten ohne Handy einzuplanen, besonders während wichtiger Momente wie Füttern oder Spielen. Auch das Priorisieren der Interaktion mit dem Baby sowie das Bewusstsein dafür, wie das eigene Verhalten als Vorbild dient, sind entscheidend. Lara Wolfers vom Leibniz-Institut für Wissensmedien betonte, dass kurze Blicke aufs Handy unproblematisch sind, aber längere Phasen der Ablenkung problematisch sein können. Selbst nach dem Babyalter bleibt die Einflussnahme der Eltern auf die Nutzung von Smartphones entscheidend.
Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines bewussten Umgangs mit digitalen Medien. Durch eine gezielte Reduzierung der Handynutzung in kritischen Momenten können Eltern sicherstellen, dass ihre Kinder eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung erleben. Es zeigt sich, dass kleine Änderungen im Alltag bereits große Auswirkungen auf die Entwicklung des Nachwuchses haben können.