Journalismus
Ukrainisches Mobilisierungssystem steht vor erheblichen Herausforderungen
2025-01-23

Das ukrainische Militär steht vor der Notwendigkeit, seine Mobilmachungsstrategien grundlegend zu überarbeiten. Das neue Gesetz zur Rekrutierung hat die Pflichten der Männer im wehrfähigen Alter neu definiert, aber in der Praxis stößt es auf zahlreiche Hindernisse. Die Motivation fehlt, das System ist ineffektiv und von Korruption geprägt. Zudem sind viele potenzielle Soldaten ins Ausland geflohen, was die Situation weiter verschärft.

Die aktuelle Situation zeichnet sich durch vier wesentliche Probleme aus: Fehlende Motivation bei den Bürgern, unklare Rückkehrbedingungen für eingezogene Soldaten, weit verbreitete Korruption innerhalb des Systems sowie die Unzugänglichkeit vieler wehrfähiger Männer, die das Land verlassen haben. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass das Mobilmachungssystem nicht wie geplant funktioniert und die Kampfkraft des ukrainischen Militärs leidet.

Mangelnde Motivation und unbefristete Einberufung

Die Einführung des neuen Gesetzes zur Mobilmachung hat zwar formale Verpflichtungen geschaffen, doch die Bereitschaft der Menschen, diese zu erfüllen, bleibt gering. Viele Ukrainier zweifeln an der Effektivität und Transparenz des Systems. Besonders auffällig ist das Fehlen einer klaren Perspektive für die Soldaten nach deren Einberufung.

In der Praxis bedeutet dies, dass ein Soldat, sobald er einberufen wurde, praktisch nur unter äußerst schwierigen Umständen die Armee wieder verlassen kann. Dies führt zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und verstärkt die Skepsis gegenüber dem gesamten System. Es gibt kaum systematische Regelungen für eine geregelte Demobilisierung nach befristeter Verwendung. Dies beeinträchtigt die Motivation erheblich und fügt dem System zusätzliche Belastung hinzu. Solange dieses Problem nicht angegangen wird, bleibt die Mobilmachung ineffektiv.

Korruption und Flucht aus dem Land

Ein weiterer kritischer Punkt ist die systematische Korruption innerhalb des Mobilmachungssystems. Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Gewaltanwendung durch Territorialzentren für Rekrutierung und soziale Unterstützung (TTsK) häufen sich. Diese Institutionen sollen eigentlich den Prozess der Mobilmachung unterstützen, werden jedoch oft als Instrumente der Willkür missbraucht.

Zusätzlich haben viele wehrfähige Männer das Land verlassen, um der Einberufung zu entgehen. Obwohl Reisen ins Ausland für Männer im wehrfähigen Alter seit Februar 2022 offiziell untersagt sind, finden viele trotzdem Wege, ins Ausland zu gelangen. Diese Gruppe von Männern ist nun für das Mobilmachungssystem praktisch unerreichbar, was die Personalausstattung des Militärs zusätzlich belastet. Diese Entwicklung zeigt, dass das System dringend reformiert werden muss, um effizienter und gerechter zu sein und die notwendigen Ressourcen sicherzustellen.

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