Lassen Sie Ihre Kinder Sicher und Verstanden Wachsen – Die Macht der Empathie
Die Bedeutung einer sicheren Bindung für Kinder
In der heutigen Gesellschaft leiden bis zu 20 Prozent der jungen Menschen unter psychischen Störungen. Diese Zahlen sind alarmierend und weisen auf die Notwendigkeit hin, das Verständnis von Kindespsychologie zu vertiefen. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die Familie. Wie sich Eltern verhalten, prägt maßgeblich die seelische Entwicklung der Kinder. Dr. Svenja Taubner, Direktorin des Instituts für Psychosoziale Prävention am Universitätsklinikum Heidelberg, betont die Bedeutung einer stabilen und sicheren Bindung zwischen Eltern und Kindern.
Eltern spiegeln ständig den inneren Zustand ihres Kindes wider. Wenn sie dabei fehlerhaft vorgehen, kann dies dazu führen, dass das Kind Schwierigkeiten hat, sich selbst zu verstehen. Dies ist besonders kritisch in Phasen emotionaler Turbulenzen, wo ein Fehlverhalten der Eltern langfristige Auswirkungen haben kann. Ein Beispiel dafür sind Wutanfälle im Supermarkt oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Solche Situationen bieten eine Chance, das Verständnis für die Gefühle des Kindes zu vertiefen, anstatt sie als Belastung zu sehen.
Verstandene Emotionen schützen vor negativen Grundüberzeugungen
Negative Grundüberzeugungen, wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich bin zu viel“, entstehen häufig aus unverständlicher Kindheitserfahrung. Diese Gedankenmuster sind oft Spiegelungen von überforderten Eltern, die unter Stress stehen und unbewusst negative Signale senden. Es ist wichtig zu erkennen, dass Eltern diese Fehler nicht absichtlich machen. Stattdessen handelt es sich um reaktive Verhaltensweisen, die durch gesellschaftliche Normen und Erwartungen beeinflusst werden.
Psychische Störungen können als Anpassungsreaktionen interpretiert werden. Zum Beispiel, wenn ein Kind wütend wird, weil seine Mutter das Geschwisterchen ins Bett bringt, könnte die Reaktion der Eltern mit Liebesentzug oder Strafen beantwortet werden. Das Kind lernt dann, dass es nicht sicher ist, negative Emotionen auszudrücken. Diese Wut muss dann unterdrückt oder abgewendet werden, was langfristig zu Depressionen oder anderen psychischen Problemen führen kann. Durch empathisches Verständnis und Anerkennung dieser Emotionen können Eltern diesen Kreislauf durchbrechen.
Empathie statt Strafe: Der Schlüssel zur erfolgreichen Kommunikation
Um die psychische Gesundheit der Kinder zu schützen, müssen Eltern lernen, die Gefühle ihrer Kinder als normal und akzeptabel anzusehen. Dies setzt ein tiefes Verständnis voraus, was das Kind denkt und fühlt. Wenn Eltern Schwierigkeiten haben, sich in ihr Kind hineinzuversetzen, laufen Interaktionen oft schief. Diese Fähigkeit hängt stark vom individuellen Stresslevel und den sozialen Erwartungen ab. Unter Stress neigen wir dazu, eher negative Absichten zu unterstellen, was die Kommunikation zusätzlich erschwert.
Ein Kind, das wütend wird, sollte nicht automatisch bestraft werden. Vielmehr sollten die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes ernst genommen und gewürdigt werden. Validieren bedeutet, dem Kind zu zeigen, dass seine Emotionen verstanden und respektiert werden. Ein typischer Fehler ist es, nach der Bestätigung der Gefühle noch ein „aber“ hinzuzufügen. Dies untergräbt die positive Wirkung und lässt das Kind wieder unsicher werden. Beispielsweise könnte man sagen: „Es ist kein Wunder, dass du eifersüchtig bist, weil du jetzt die Aufmerksamkeit deiner Eltern mit deinem neuen Geschwisterchen teilen musst.“
Die Kraft der Offenheit und Neugier
Eltern sollten offen und neugierig sein und versuchen, die Gründe für das Verhalten ihrer Kinder herauszufinden. Dies erfordert eine Haltung des Vertrauens und der Akzeptanz. Wenn Eltern ihr Kind auffordern, über seine Gefühle zu sprechen, schaffen sie einen Raum der Sicherheit und des Vertrauens. In diesem Umfeld können Kinder lernen, ihre Emotionen besser zu verstehen und zu artikulieren. Dies ist besonders wichtig, wenn Kinder in stressreichen oder verunsichernden Situationen sind.
Gesellschaftliche Normen und Erwartungen spielen hier eine große Rolle. Eltern neigen oft dazu, bestimmte Verhaltensweisen als „normal“ oder „akzeptabel“ zu definieren, ohne das individuelle Erleben des Kindes zu berücksichtigen. Es ist entscheidend, dass Eltern flexibel bleiben und bereit sind, ihre eigenen Vorstellungen anzupassen. Nur so können sie eine Umgebung schaffen, in der ihre Kinder sich frei und sicher entwickeln können.