Eine Eskalation im transatlantischen Handel steht drohend bevor. Die Vereinigten Staaten unter Präsident Donald Trump planen neue Zölle für internationale Produkte einzuführen, was möglicherweise einen erneuten Handelsschlag zwischen dem Atlantik auslösen könnte. Am 2. April soll das Weiße Haus eine Reihe von Zollanpassungen ankündigen, darunter eine erhöhte Abgabe auf Autoimporte in Höhe von 25 Prozent. In Reaktion darauf prüft die Europäische Union den Einsatz ihres Anti-Coercion Instruments (ACI), einer Maßnahme, die es der EU ermöglicht, Handel mit Ländern, die sie als bedrohlich empfindet, zu begrenzen oder sogar komplett einzustellen. Dieses Instrument wurde ursprünglich als Mittel zur Eindämmung chinesischer Wirtschaftspolitik entwickelt, doch nun könnte es auch gegen die USA eingesetzt werden.
In Brüssel herrscht die Sorge vor einem eskalierenden Handelskonflikt mit Washington. Der US-Präsident hat bereits Drohungen geäußert, sowohl russisches Öl als auch europäische Importe mit zusätzlichen Strafzöllen zu belegen. Diese Politik könnte schwerwiegende Folgen für den globalen Handel haben. Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses der EU, spricht von dieser Gegenmaßnahme als einer Art „Atombombe“ im wirtschaftlichen Bereich. Der Einsatz des ACI wird daher nur als letztes Mittel angesehen, um potenzielle Zwangshandlungen durch Drittstaaten zu bekämpfen.
Das Anti-Coercion Instrument wurde im Dezember 2023 offiziell eingeführt und ist ein Mechanismus, der dazu dient, unerwünschte Einmischungen in die souveränen Entscheidungen der EU zu verhindern. Vor diesem Hintergrund kann die Kommission, nachdem alle diplomatischen Wege versucht wurden, den Handel mit einem Drittland einschränken oder sogar vollständig stoppen. Dies würde jedoch die Zustimmung der Mehrheit der EU-Mitgliedsländer voraussetzen. Mögliche Maßnahmen reichen von der Erhöhung von Zöllen bis hin zum Ausschluss bestimmter Unternehmen aus öffentlichen Aufträgen oder Einschränkungen beim Export und Import.
Die Situation verschärft sich weiter, da die Trump-Administration nicht nur auf Wirtschaftsmacht setzt, sondern auch auf politische Druckausübung. Bedroht wird die EU insbesondere dadurch, dass amerikanische Unternehmen bei Regelverstößen zu Strafen verpflichtet werden könnten. Diese Entwicklung macht Europa zunehmend nervös und führt dazu, dass das ACI ernsthaft in Betracht gezogen wird. Ignacio García Bercero, ein renommierter Ökonom und ehemaliger EU-Handelsexperte, betont die Notwendigkeit eines klaren Signals gegenüber den USA.
Trotz aller Spannungen bleibt die EU zunächst zurückhaltend. Das ACI gilt als extrem scharfes Schwert, dessen Einsatz sorgfältig abgewogen werden muss. Die aktuelle Phase der Trump-Regierung bietet noch Raum für Verhandlungen, bevor drastische Maßnahmen ergriffen werden. Dennoch zeigt sich klar, dass die EU bereit ist, falls nötig, ihre wirtschaftliche Stärke einzusetzen, um amerikanische Aggressionen wirksam zu kontern. Mit über 450 Millionen Einwohnern verfügt die Union über genügend Macht, um im Falle eines Handelskrieges ihre Position deutlich zu machen.