Die Unternehmen in Sachsen-Anhalt erleben eine schwierige Phase, wie aktuelle Erhebungen der Industrie- und Handelskammern (IHK) zeigen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die als zentrales Problem genannt werden. Die Energiekosten sowie steigende Arbeitsausgaben spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Mehrheitlich äußern sich die Firmen kritisch gegenüber der aktuellen Politik, was zu einem Rückgang von Investitionen führt. Zudem beeinträchtigt das mangelnde Vertrauen in politische Maßnahmen auch den Konsumverhalten der Bevölkerung. Der Sektor Dienstleistung zeigt jedoch eine stabile Entwicklung, während andere Branchen wie Industrie, Baugewerbe und Gastronomie mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert sind.
In jüngster Zeit haben die Unternehmen zwei Rezessionsjahre überstanden, was zu einer Abnahme von Aufträgen und Umsätzen im Jahr 2024 geführt hat. Dies spiegelt sich auch im IHK-Geschäftsklimaindex wider, der einen Wert von minus 12,2 Punkten erreicht hat. Insbesondere die Industrie wird durch hohe Energiepreise belastet, was ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit erschwert. Klaus Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg, fordert daher schnelle Koalitionsverhandlungen und Reformen von der Bundesregierung. Als notwendige Schritte nennt er Steuersenkungen, bezahlbare Energie, Infrastrukturinvestitionen und weniger Bürokratie.
Weiterhin betonen die Kammern die Notwendigkeit einer effizienteren Nutzung öffentlicher Ressourcen. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau, spricht von einer historischen Gelegenheit zur Überprüfung öffentlicher Aufgaben. Es sei angebracht, einige dieser Funktionen zu reduzieren oder ganz einzustellen. Das geplante Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro für Infrastrukturprojekte wird von den Vertretern der Wirtschaft begrüßt. Besonders wichtig sei hierbei die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, um sicherzustellen, dass diese Mittel tatsächlich fließen.
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) prognostiziert für 2025 eine wirtschaftliche Stagnation mit einem Bruttoinlandsproduktzuwachs von nur 0,1 Prozent. Für 2026 wird ein geringfügiger Anstieg von 1,3 Prozent erwartet. Mit der Bildung einer neuen Regierung könne sich die Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik verringern, was positiv auf den Konsum wirken könnte. Die erhöhten öffentlichen Ausgaben sollen nach und nach stimulierend auf die Wirtschaft einwirken, wobei sich die wirklichen Effekte erst ab 2026 bemerkbar machen dürften. Ein Risiko bleibt jedoch die unsichere US-Zollpolitik.
Die aktuelle Situation in Sachsen-Anhalt verdeutlicht die Notwendigkeit eines klaren wirtschaftlichen Kurses. Während einige Sektoren wie der Dienstleistungssektor stabil bleiben können, leiden andere stark unter den bestehenden Bedingungen. Die Forderungen nach strukturellen Änderungen und Investitionen in die Infrastruktur zeigen, dass es dringend geboten ist, neue Wege einzuschlagen, um langfristig wirtschaftliche Prosperität wiederherzustellen. Durch koordinierte Maßnahmen auf Bundesebene und in der Landesregierung könnte die Region ihre Position im internationalen Wettbewerb stärken.