Journalismus
Die Bedeutung eines Sprachtests für die Lebenserwartung älterer Menschen
2025-04-16
Mit einem einfachen Sprachtest lässt sich möglicherweise die verbleibende Lebenszeit von Senioren vorhersagen. Eine neue Studie zeigt, dass der Zusammenhang zwischen dem Nennen von Tieren und der Lebenserwartung signifikant ist. Forscher des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung haben herausgefunden, dass kognitive Fähigkeiten bei dieser Aufgabe einen wichtigen Indikator darstellen können.
Erforschen Sie die Zukunft: Der Schlüssel zu einer längeren Lebensspanne liegt in den Worten
Der Schlüssel zu einer genauen Vorhersage
In der Welt der Wissenschaft hat ein einfacher Test namens "Tiere nennen" eine überraschende Bedeutung angenommen. Die Berliner Altersstudie hat über drei Jahrzehnte lang das Leben von 518 Teilnehmern zwischen 70 und 95 Jahren begleitet. Diese Studie untersucht nicht nur ihr Erinnerungsvermögen, sondern auch ihre Lebenserwartung. Die Ergebnisse sind erstaunlich: Je mehr Tiere innerhalb von 90 Sekunden genannt werden können, desto länger scheint die verbleibende Lebenszeit zu sein.Die Studienteilnehmer wurden regelmäßig mit verschiedenen kognitiven Tests konfrontiert. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Test, bei dem sie so viele Tiernamen wie möglich nennen mussten. Dieser Test zeigte eine klare Korrelation zwischen der Anzahl der genannten Tiere und der verbleibenden Lebenszeit. So konnte aus den Daten abgeleitet werden, dass Personen, die etwa 33 Tiere nennen können, im Durchschnitt noch zwölf Jahre zu leben haben, während jene, die nur elf Tiere nennen, lediglich noch drei Jahre verbleiben.Die Bedeutung kognitiver Anforderungen
Ein weiterer Aspekt dieses Tests ist seine Komplexität, die weit über das bloße Nennen von Wörtern hinausgeht. Ulman Lindenberger vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung betont, dass dieser Test das gesamte kognitive System beansprucht. Es wird nicht nur die Schnelligkeit getestet, sondern auch das Langzeitgedächtnis und die Fähigkeit zur geistigen Flexibilität. "Man muss schnell reagieren, Informationen aus dem Gedächtnis abrufen und gleichzeitig darauf achten, keine Wörter zu wiederholen," erklärt Lindenberger.Dieser Test unterscheidet sich von klassischen kognitiven Tests, die meist auf das Kurzzeitgedächtnis oder logische Denkfähigkeiten abzielen. Diese Fähigkeiten nehmen bereits im mittleren Alter merklich ab. Doch die Fähigkeit, innerhalb kurzer Zeit viele Tiernamen zu finden, bleibt oft bis ins hohe Alter erhalten. Sobald diese Fähigkeit nachlässt, könnte dies ein Zeichen für eine sinkende Lebenserwartung sein. Besonders bei Menschen mit Demenz zeigt sich ein Muster, bei dem sie sich immer wieder an denselben zwei Tieren – Katze und Hund – festhalten und die Aufgabe vergessen.Unabhängigkeit von Bildung und Einkommen
Eine weitere interessante Erkenntnis der Studie betrifft den Einfluss von Bildung und Einkommen auf die Testergebnisse. Obwohl Personen mit höherem Bildungsstand tendenziell über einen größeren Wortschatz verfügen, beeinflusst dies die Beziehung zwischen Testergebnissen und Lebenserwartung nicht. Dies liegt daran, dass Tiere ein alltägliches Thema sind, das unabhängig von Bildungsgrad oder Lebensstandard behandelt wird. Auch Menschen mit geringerer formalen Bildung haben oft durch ihre Lebensumstände oder Berufe intensiven Kontakt zu Tieren.Kombination mit anderen Tests
Neben dem Sprachtest gibt es weitere Methoden, die Lebenserwartung vorherzusagen. Im Herbst 2024 rückte der sogenannte Flamingo-Test in den Fokus. Dabei geht es darum, wie lange eine Person auf einem Bein stehen kann. Länger halten bedeutet laut Studien eine längere Lebenserwartung. Lindenberger sieht Möglichkeiten, diese beiden Tests zu kombinieren, um noch aussagekräftigere Ergebnisse zu erzielen.Während der Sprachtest die kognitive Verarbeitung misst, prüft der Balance-Test die körperliche Koordination. Diese beiden Aspekte zusammen könnten zusätzliche Hinweise auf die individuelle Lebensspanne geben. Allerdings betont Lindenberger, dass statistische Aussagen über die Lebenserwartung nicht auf einzelne Personen übertragen werden können. "Es handelt sich um Wahrscheinlichkeiten, keine sicheren Prognosen," sagt er abschließend.