Rezepte
Münchner Arzt klagt an: So fahrlässig stellen Mediziner Cannabis-Rezepte aus
2024-08-08

Ärzte warnen vor illegalen Online-Rezepten für medizinisches Cannabis

In einer Zeit, in der der Zugang zu medizinischem Cannabis erleichtert wurde, warnen Ärzte vor Anbietern, die vorschnell und ohne gründliche Untersuchung Rezepte ausstellen. Dieser Trend birgt nicht nur Gefahren für die Patienten, sondern auch für den Jugendschutz. Experten betonen die Wichtigkeit einer sorgfältigen ärztlichen Betreuung, um eine optimale Behandlung zu gewährleisten.

Schnelle Rezepte ohne Arztbesuch: Bequem, aber gefährlich

Einfacher Zugang, aber fehlende Beratung

Seit der Einführung des neuen Cannabis-Gesetzes am 1. April 2024 ist die Verschreibung von medizinischem Cannabis deutlich einfacher geworden. Patienten können Rezepte nun auch online erhalten, was den Zugang erleichtert. Allerdings warnen Ärzte, dass manche Anbieter diesen Prozess zu leichtfertig handhaben und Rezepte ohne ausreichende Untersuchung und Beratung ausstellen.Der Münchner Arzt Florian Wesemann betont, dass in seiner Praxis stets ein persönliches Gespräch mit den Patienten stattfindet, um sie über die Wirkung und mögliche Nebenwirkungen aufzuklären. "Das ist ein absolutes No-Go", sagt er in Bezug auf Anbieter, die Rezepte ohne ärztlichen Kontakt ausstellen.

Jugendschutz als wichtiges Thema

Gerade bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 23 Jahren sei eine sorgfältige Beratung besonders wichtig, da ihre Hirnentwicklung möglicherweise noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Wesemann betont, dass der Einsatz von Cannabinoiden in diesem Alter sorgsam abgewogen werden muss. Anbieter wie "Dr Ansay" vergeben jedoch auch an 18-Jährige problemlos Rezepte, ohne eine solche Beratung durchzuführen.

Rechtliche Grauzonen und Konsequenzen

Die Rechtslage rund um das Ausstellen von Cannabis-Rezepten ohne Arztkontakt ist nicht eindeutig. Zwar ist die Online-Verschreibung grundsätzlich erlaubt, jedoch betonen Experten, dass ein persönliches Gespräch mit einem Arzt unerlässlich ist. Einige Landesärztekammern gehen bereits gegen solche Angebote vor, da sie als "nicht fachgerecht" eingestuft werden.Für Anbieter wie "Dr Ansay" scheint die Rechtslage jedoch weniger problematisch zu sein, da ihr Unternehmen in Malta ansässig ist und somit für deutsche Behörden schwer greifbar ist. Dennoch warnen Politiker wie der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger vor dem "Missbrauch", der durch solche Angebote "vorprogrammiert" sei.

Patienteninteressen vs. Profitgier

Anbieter wie "Dr Ansay" argumentieren, dass Patienten ihr Cannabis-Rezept "einfach, schnell und günstig" erhalten wollen, ohne einen "stressigen Arztbesuch". Allerdings betonen Ärzte wie Wesemann, dass eine gründliche Beratung und Betreuung unerlässlich sind, um eine optimale Behandlung zu gewährleisten.Der Bund deutscher Cannabis-Patienten zeigte sich gegenüber IPPEN.MEDIA sogar "stinksauer" über die "Menge an Pseudo-Patienten", die ohne tatsächliche Beschwerden medizinisches Cannabis beantragen. Hier scheint der Profit der Anbieter die Gesundheit und den Schutz der Patienten zu überwiegen.

Fazit: Vorsicht vor Abkürzungen bei der Gesundheit

Die Debatte um Online-Rezepte für medizinisches Cannabis zeigt, dass der einfache Zugang nicht immer mit einer verantwortungsvollen Behandlung einhergeht. Ärzte wie Florian Wesemann betonen die Wichtigkeit einer sorgfältigen ärztlichen Betreuung, um Patienten optimal zu versorgen und Missbrauch zu verhindern.Während der Gesetzgeber den Zugang zu medizinischem Cannabis erleichtert hat, müssen Patienten wachsam sein und sich an seriöse Anbieter wenden, die ihre Gesundheit an erster Stelle stellen. Nur so kann eine sichere und effektive Behandlung gewährleistet werden.
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