In vielen Ländern leisten Frauen einen erheblichen Beitrag zur Gesellschaft, der jedoch oft nicht entsprechend anerkannt wird. In Deutschland arbeiten Frauen jährlich Milliarden von Stunden in unbezahlten Pflege- und Hausarbeiten, die traditionell als weniger wertvoll angesehen werden. Emma Holten, Autorin des Buches „Unter Wert“, beleuchtet in ihrem Werk, warum diese Formen von Arbeit seit Jahrhunderten systematisch vernachlässigt werden. Sie argumentiert, dass die bestehenden Wirtschaftsmodelle den Wert dieser Tätigkeiten nicht korrekt abbilden.
Die Diskussion um eine gerechtere Bewertung weiblicher Arbeit führt unweigerlich zu einem tiefergehenden Thema: dem Konzept einer feministischen Ökonomie. Laut Holten sollte dies nicht nur das monetäre Maß für Erfolg ändern, sondern auch andere Aspekte berücksichtigen, wie zum Beispiel menschliche Beziehungen und das allgemeine Wohlbefinden. Die gegenwärtige Struktur, die sich stark an männlichen Arbeitsmustern orientiert, ist nach ihrer Meinung ungeeignet, um den wirklichen Beitrag von Frauen abzubilden. Stattdessen schlägt sie vor, gesellschaftliche Werte neu zu definieren und dabei auch die Bedeutung von Fürsorgearbeit einzubeziehen.
Holten betont außerdem, dass eine echte Gleichstellung nur durch fundamentale Veränderungen erreicht werden kann. Dies betrifft sowohl die Verteilung von häuslichen Verantwortungen zwischen Männern und Frauen als auch die politische Unterstützung von Sektoren, die überwiegend von Frauen geprägt werden, wie Kinderbetreuung und Pflege. Eine solche Umgestaltung könnte helfen, den Bildungs- und Fachkräftebedarf besser zu decken und gleichzeitig die Lebensqualität für alle Geschlechter zu verbessern. Es ist wichtig, kulturelle Erwartungen zu hinterfragen und neue Wege einzuschlagen, die sowohl persönliches Glück als auch beruflichen Erfolg ermöglichen.
Eine gerechte Wirtschaft muss mehr sein als ein System, das einfach Zahlen und Umsätze misst. Wenn wir uns bewusst machen, welche Arbeiten wirklich unser Leben bereichern, können wir beginnen, sie entsprechend zu würdigen. Dies erfordert nicht nur eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik, sondern auch einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir Wert definieren. Nur dann können wir eine Gesellschaft gestalten, die jedem Mitglied seine volle Potenzial entfalten lässt.