Das Auto
Elektroauto-Pionier: VWs Ambitionen im 20.000-Euro-Segment
2025-03-07
Das lange erwartete Elektroauto von Volkswagen, das die Preisklasse von 20.000 Euro revolutionieren soll, ist noch nicht endgültig vorbereitet. Der gezeigte ID.Every1 ist lediglich ein Vorläufer, der einen Blick auf die Zukunft bietet. Erst 2027 wird das Serienmodell präsentiert werden – möglicherweise erst 2028 in den Verkauf gelangen.

Eine Chance, die Zeit zu schinden?

Die Herausforderung des Markteintritts

Die Ankunft eines solchen Fahrzeugs in dieser Preisklasse kommt spät. Mit Blick auf die Konkurrenz, die bereits ähnliche Modelle anbietet oder bald auf den Markt bringen wird, könnte dies zu einem entscheidenden Nachteil für VW werden. Einmal belegt, ist es für eine etablierte Marke wie Volkswagen schwieriger, sich in diesem Segment durchzusetzen. Historische Erfolge wie Tiguan und Touran zeigen, dass es zunehmend zu einer "Mission unmöglich" geworden ist.

Volkswagen muss sich mit der Tatsache abfinden, dass seine größeren E-Modelle einen langsamen Start hatten. Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen in der Vergangenheit Schwierigkeiten hatte, schnell genug Fuß zu fassen. Im 20.000-Euro-Bereich gibt es bereits zahlreiche Optionen, die keine Kompromisse verlangen. Zum Beispiel der Citroën e-C3, ein kompaktes Fahrzeug mit vier Metern Länge und fünf Sitzplätzen, das heute schon für 23.300 Euro erhältlich ist. Es hat eine Reichweite von 326 Kilometern nach WLTP und wird bis 2025 eine günstigere Version unter 20.000 Euro bieten.

Der ID.1 hingegen scheint mit seinen Daten eher mäßig zu sein. Mit einer Länge von 3,88 Metern und vier Türen plus Heckklappe bietet er nur vier Sitzplätze. Der Motor leistet 70 kW (95 PS), und die Zielreichweite beträgt 250 Kilometer. Diese Zahlen sind ausreichend, aber sie lassen keinen Raum für Jubel. Insbesondere bei Langstreckenfahrten könnte dies ein Hinderungsgrund sein. Chinesische Hersteller versprechen hier höhere Reichweiten, was potenzielle Kunden vielleicht mehr anspricht.

Chinesische Alternativen und deren Vorteile

Traditionell sehr sicherheitsbewusste E-Auto-Käufer könnten sich für chinesische Alternativen entscheiden. Modelle wie der Dongfeng Box, der in Spanien ab 22.000 Euro erhältlich ist und bald auch nach Deutschland kommen wird, erreichen eine Reichweite von 310 Kilometern nach WLTP. Der BYD Seagull, der als Dolphin Mini angeboten wird, hat ebenfalls eine vergleichbare Reichweite und wird für etwa 20.000 Euro verkauft. Diese Optionen bieten eine längere Reichweite und schnelle Verfügbarkeit, was ungeduldige Interessenten anziehen könnte.

Andere Konkurrenten wie Renault, Fiat und Hyundai haben ebenfalls interessante Angebote. Der Renault 5 E-Tech bietet 70 kW (95 PS) und eine Reichweite von 300 Kilometern. Er kombiniert moderne Technik mit charmantem Retro-Styling. Ähnliches gilt für den Fiat Grande Panda E. Der neue Hyundai Inster bringt zudem einen stark erhöhten "Och wie süß!"-Faktor und Individualisierungsmöglichkeiten mit, wobei die Basisversion 71 kW (97 PS) und 327 Kilometer Reichweite bietet. Diese Fahrzeuge bieten sowohl technische als auch stilistische Vorteile.

Warum dauert es so lange?

Eine wichtige Frage ist, warum Volkswagen in Europa so lange braucht, um ein Elektroauto für 20.000 Euro auf den Markt zu bringen, obwohl es dies in China bereits getan hat. Der ID.3 kostet dort nur etwa 15.400 Euro; hierzulande wird selbst nach Abzug von Kaufprämien fast das Doppelte fällig. Es ist wichtig zu beachten, dass der chinesische ID.3 anders ausgestattet ist und eine andere Software verwendet. Er hat jedoch einen neuen LFP-Akku und einen größeren Infotainment-Bildschirm. Das Modell wird lokal in China produziert, was Kosten senkt.

Beim ID.1 bleibt Volkswagen dem Motto "aus Europa für Europa" treu. Obwohl die Produktionskosten höher sind als in Billiglohnländern, will das Unternehmen auf europäischer Produktion bestehen. Dies unterscheidet es von anderen Marken innerhalb des Konzerns, die Rentabilitätsprobleme sehen und daher keine eigenen Ableger des ID.1 auf den Markt bringen werden. Diese Strategie zeigt, dass Volkswagen trotz der Herausforderungen weiterhin an Qualität und lokaler Produktion glaubt.

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