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Elterliche Bevorzugung: Warum ältere Töchter häufig im Vorteil sind
2025-04-19

Eine umfassende Studie der Brigham Young University (BYU) hat erstaunliche Erkenntnisse über die Behandlung von Geschwistern durch Eltern zutage gefördert. Im Gegensatz zu verbreiteten Annahmen zeigen die Forscher, dass es tatsächlich Lieblingskinder gibt - jedoch nicht notwendigerweise die jüngsten Söhne oder Töchter. Besonders auffällig ist dabei die Präferenz für ältere Töchter und verantwortungsbewusste Kinder.

Die Wissenschaftler analysierten 30 wissenschaftliche Arbeiten sowie 14 Datenbanken mit insgesamt 19.469 Befragten. Dabei wurde deutlich, dass Unterschiede in der elterlichen Behandlung bereits frühzeitig auftreten. Ältere Kinder erhalten häufig mehr Eigenverantwortung und Freiheiten, während jüngere Geschwister intensivere Fürsorge erfahren. Diese Unterschiede entstehen meist unbewusst und können langfristige Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl haben.

Zentrales Ergebnis der Studie ist die überraschende Vorliebe beider Elternteile für ihre Töchter. Obwohl traditionell angenommen wird, dass Mütter ihre Töchter und Väter ihre Söhne bevorzugen, zeigte sich ein durchgängiges Muster der emotionalen Nähe zu den Töchtern. Diese Präferenz bleibt oft den Kindern selbst verborgen.

Noch bedeutsamer als Geschlecht oder Geburtsreihenfolge wirkt jedoch die Persönlichkeit. Verlässliche und unkomplizierte Kinder erfahren signifikant mehr Zuwendung. Insbesondere in konfliktreichen Situationen zeigt sich dieser Effekt besonders stark - je weniger Konflikte mit einem Kind auftreten, desto stärker ist dessen emotionale Bindung zu den Eltern.

Die Folgen dieser unterschiedlichen Behandlung sind nachhaltig. Bevorzugte Kinder entwickeln bessere schulische Leistungen, eine stabileres Selbstbewusstsein und gesündere soziale Beziehungen. Hingegen erleben weniger beachtete Geschwister häufig Unsicherheiten und Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl.

Interessanterweise hängen diese negativen Effekte nicht mit einer schlechten Erziehung zusammen, sondern resultieren aus natürlichen Unterschieden zwischen den Geschwistern. Selbst liebvolle und engagierte Eltern können unbewusst Ungleichgewichte schaffen. Der Studienleiter Alex Jensen empfiehlt daher, bewusster auf eigene Verhaltensmuster zu achten und gezielt Gerechtigkeit herzustellen.

Anstatt mathematisch gleich zu handeln, sollten Eltern auf ehrliche Beziehungspflege setzen. Individuelle Zeit mit jedem Kind, echtes Zuhören und Wertschätzung für persönliche Eigenarten können helfen, emotionale Ungleichgewichte auszubalancieren. Am wichtigsten sei schließlich, gemeinsam Dinge zu tun, die Spaß machen - denn Nähe entsteht durch Qualität, nicht Quantität.

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