Eine umfassende Studie von Wissenschaftlern aus den USA und Kanada hat erneut gezeigt, dass Eltern oft unbewusst bestimmte Kinder bevorzugen. Diese Präferenzen können sich auf die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder auswirken. Die Forscher untersuchten verschiedene Faktoren wie Geschlecht, Geburtsreihenfolge und Persönlichkeitsmerkmale, um zu verstehen, welche Kinder häufiger bevorzugt werden. Ihre Ergebnisse werfen ein neues Licht auf das komplexe Verhältnis zwischen Eltern und Kindern.
Die Untersuchung enthüllt, dass Mädchen tendenziell häufiger als Jungen bevorzugt werden, unabhängig vom Geschlecht der Eltern. Dies stellt eine frühere Annahme, wonach Mütter Töchter und Väter Söhne bevorzugen, infrage. In Nordamerika ist dieser Effekt sogar ausgeprägter als in Westeuropa. Interessanterweise bemerken die Kinder selbst diese Unterschiede in der Behandlung nicht.
Trotz des fehlenden Bewusstseins bei den Kindern könnten diese Vorlieben langfristig Auswirkungen auf ihre Entwicklung haben. Die Forscher fanden heraus, dass Mädchen insbesondere in Bezug auf Autonomie stärker gefördert werden als Jungen. Diese Unterschiede in der Erziehung könnten dazu beitragen, dass Mädchen später im Leben mehr Selbstständigkeit entwickeln. Zudem wird deutlich, dass Geschlecht allein nicht der ausschlaggebende Faktor für elterliche Vorlieben ist. Es gibt auch keine signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Erziehung, außer in der Förderung der Autonomie.
Neben dem Geschlecht spielen auch Persönlichkeitsmerkmale eine wichtige Rolle. Gewissenhafte und verträgliche Kinder werden eher bevorzugt, da sie möglicherweise einfacher zu erziehen sind. Die „Big Five“-Persönlichkeitsmerkmale wurden analysiert, wobei Offenheit, Extraversion und Neurotizismus keine negativen Auswirkungen auf die Bevorzugung hatten. Diese Befunde deuten darauf hin, dass Eltern Kinder mit bestimmten Charaktereigenschaften eher schätzen.
Die Studie zeigt auch, dass die Vorlieben der Eltern sich nicht ändern, wenn die Kinder erwachsen werden. Der kleine Effekt der Bevorzugung bleibt konstant, was bedeutet, dass die gleichen Kinder auch im Erwachsenenalter bevorzugt werden. Die Forscher betonen jedoch, dass es sich um eine Korrelationsstudie handelt, die keine direkten Ursachen und Wirkungen erklärt. Vielmehr legen die Ergebnisse nahe, dass die Gründe für unterschiedliche Behandlungen komplexer sind und über die untersuchten Faktoren hinausgehen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung, um ein vollständigeres Verständnis dieser Dynamiken zu gewinnen.