Anfang März äußerte Clemens Fuest, Direktor des ifo-Instituts in München, den Vorschlag, das Elterngeld im Rahmen möglicher Etatkürzungen zu streichen. Diese Aussage hat bei vielen Eltern und Fachleuten auf Unverständnis gestoßen. Insbesondere Anna Radermacher aus Kornwestheim, Mutter und Vorstandsmitglied der Landeselternvertretung baden-württembergischer Kitas, kritisiert die Vorgehensweise scharf. Sie betont, dass eine Streichung des Elterngeldes für Familien katastrophale finanzielle Auswirkungen hätte. In Baden-Württemberg erhalten fast 130.000 Menschen dieses Leistungssystem, das seit 2007 nicht an die Inflation angepasst wurde. Die Diskussion um die Reform des Elterngeldes und seine Bedeutung für Familien sowie die Kinderbetreuung ist somit aktueller denn je.
Für viele Familien stellt das Elterngeld einen wichtigen Pfeiler dar, um wirtschaftlich über Wasser zu bleiben, während sie sich um ihre Kinder kümmern. Die Aussage von Clemens Fuest, dass das Elterngeld zwar schön sei, aber seinen Zweck nicht erfülle, hat besonders bei Anna Radermacher starke Reaktionen hervorgerufen. Als Mutter und baldige Erwartung einer zweiten Schwangerschaft beschreibt sie die Unterstützung als wesentlichen Teil des Familieneinkommens. Eine Streichung würde bedeuten, dass sie ein gesamtes Vollzeitgehalt verlieren würden – etwa die Hälfte ihres Einkommens. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit dieser Leistung für viele Familien.
In Baden-Württemberg erhalten nach Statistiken des Bundesamts für Statistik im dritten Quartal 2024 insgesamt 127.738 Personen Elterngeld. Davon sind 98.470 Frauen und 29.268 Männer. Fast die Hälfte der Empfänger profitiert vom ElterngeldPlus, einer Variante, die es ermöglicht, länger als beim regulären Elterngeld zu beziehen. Das familienpolitische Ziel des ElterngeldPlus besteht darin, Eltern zu entlasten, die während der Erziehungszeit wieder in Teilzeit arbeiten wollen. Der jährliche Etat für das Elterngeld beläuft sich bundesweit auf rund 8 Milliarden Euro. Seit seiner Einführung 2007 wurde die Höhe jedoch nie an die steigende Lebenshaltungskosten angepasst, was bedeutet, dass es heute weniger wert ist als damals.
Anna Radermacher fordert daher eine grundlegende Reform des Systems. Sie betont die Notwendigkeit einer Anpassung um 35 Prozent, um mit den steigenden Kosten Schritt halten zu können. Auch andere Maßnahmen wie die Senkung der Einkommensgrenze werden von ihr kritisch gesehen. Ein weiterer Aspekt betrifft die Kinderbetreuung: Ohne Elterngeld müssten Eltern schneller in den Beruf zurückkehren, was den Bedarf an Betreuungsplätzen erhöhen würde. Heidi Poschelt vom Verband der Kita-Fachkräfte warnt, dass dies unter den aktuellen Umständen kaum realisierbar wäre, da bereits jetzt 60.000 Kita-Plätze fehlen.
Die Auswirkungen einer möglichen Streichung des Elterngeldes reichen weit über finanzielle Fragen hinaus. Sie könnte auch die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen beeinträchtigen, da oft Mütter, die weniger verdienen, das Elterngeld in Anspruch nehmen. Für Anna Radermacher ist klar: Das Elterngeld ist kein Luxus, sondern eine notwendige Unterstützung, die vielen Familien hilft, ihre Existenz zu sichern. Es geht darum, dass Eltern keine Angst haben müssen, wenn sie Kinder bekommen. Die Diskussion um die Zukunft des Elterngeldes bleibt daher ein zentrales Thema in der Familie- und Sozialpolitik.