Rezepte
Entlassmanagement: Probleme auf Rezept
2024-10-03
Entlassrezepte: Wenn der Übergang vom Krankenhaus zur Apotheke holprig verläuft
Wenn Patienten das Krankenhaus verlassen, sollen Entlassrezepte eine nahtlose Arzneimittelversorgung bis zum nächsten Arztbesuch sicherstellen. Doch in der Praxis gibt es oft Probleme bei der Einlösung dieser Rezepte in der Apotheke. Eine Studie des Landeszentrums Gesundheit NRW hat die Gründe dafür untersucht.Lückenlose Versorgung nach Krankenhausentlassung ist das Ziel
Entlassrezepte sollen Übergangsphase überbrücken
Mit Entlassrezepten soll die Versorgung von Patienten zwischen Krankenhausentlassung und nächstem Arztbesuch sichergestellt werden. Seit Ende 2017 können Krankenhausärzte den Versicherten dafür ein Rezept für die kleinstmögliche Packungsgröße ausstellen. Besonders häufig geschieht dies freitags und für Schmerzmittel.Probleme bei der Einlösung in Apotheken
Apotheker berichten jedoch immer wieder von Problemen bei der Belieferung dieser Entlassrezepte. Das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen hat gemeinsam mit Amtsapothekern ein Jahr lang untersucht, warum die Einlösung oft nur verzögert möglich ist und was die häufigsten Gründe dafür sind.Umfassende Studie mit über 14.000 Rezepten
In einem ersten Schritt berichteten 685 Apotheken aus 31 Kommunen in NRW per Fragebogen über Probleme im vergangenen halben Jahr. Im zweiten Schritt prüften und dokumentierten dann 345 Apotheken über sechs Monate jedes vorgelegte Entlassrezept – insgesamt 14.228 Verordnungen. "Mit 28 Kreisen und kreisfreien Städten haben sich mehr als die Hälfte der Kommunen und fast jede zehnte Apotheke in NRW an dem Projekt beteiligt", erklärt Studienleiterin Simone Dirkmann vom Landeszentrum Gesundheit NRW.Jedes dritte Rezept nicht direkt belieferbar
Die Auswertung der Studie zeigt: Etwa ein Drittel der Entlassverordnungen konnten nicht direkt und problemlos beliefert werden. "Jeder dritte Patient konnte folglich erst am nächsten Tag oder gar noch später mit seinen benötigten Arzneimitteln versorgt werden", erläutert Apothekerin Dirkmann.Formfehler und mangelnde Marktkenntnis als Hauptprobleme
Am häufigsten traten Probleme mit reinen Formalitäten wie falscher Betriebsstättennummer oder fehlenden Arztangaben auf. "Dicht gefolgt von Formfehlern sind nach Apothekenangaben Verordnungen nicht existenter oder nicht verfügbarer Packungsgrößen", berichtet Dirkmann weiter. Das setze das Wissen des Verordners zu Marktlage und Packungsgrößeneinteilung voraus - was angesichts anhaltender Lieferengpässe eine Herausforderung darstelle.Rechtliche Hürden bei Packungsgrößenwechsel
Wenn nur eine größere Packung als verordnet verfügbar ist, bedarf es einer ärztlichen Rezeptänderung. "Nicht bei allen Kostenträgern ist es im Entlassmanagement möglich, vertragskonform auf größere Packungen auszuweichen", erklärt Dirkmann. Das verzögere die Belieferung zusätzlich.Lösungsansätze für eine reibungslose Übergabe
Um die Probleme an der Schnittstelle zwischen Krankenhaus und Apotheke zu beheben, sieht Dirkmann verschiedene Ansatzpunkte: Zum einen müssten Krankenhausärzte besser über Formalitäten und Packungsgrößen informiert werden. Zum anderen seien Anpassungen im Entlassmanagement erforderlich, um Patienten schnell und rechtssicher mit Arzneimitteln versorgen zu können. Nur so lasse sich eine lückenlose Arzneimittelversorgung nach der Krankenhausentlassung gewährleisten.