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Erziehungsmethoden: Eine kulturelle Perspektive
2025-03-14

In einer globalisierten Welt unterscheiden sich Erziehungsmethoden erheblich zwischen verschiedenen Kulturkreisen. Jennifer Lansford, eine renommierte Entwicklungspsychologin an der Duke University in den USA, hat eine umfassende Studie durchgeführt, die zeigt, wie familiäre Werte und Erwartungen von Land zu Land variieren. Ihre Forschung umfasst Länder wie die Philippinen, China, Kolumbien, Italien, Jordanien, Kenia, Schweden, Deutschland, Thailand und die USA. Ein interessantes Experiment mit Plastikfischen verdeutlicht diese Unterschiede auf eindrucksvolle Weise.

In Deutschland neigen Kinder dazu, Leistung zu belohnen – wer am meisten Fische angelt, erhält auch die meisten Preise. In afrikanischen Ländern wie Kenia und Namibia wird jedoch ein gleichmäßigerer Ansatz verfolgt, was Lansford auf saisonale Nahrungsengpässe zurückführt. Strenge Eltern werden in Regionen wie Jordanien und Kenia als besonders fürsorglich wahrgenommen, während sie in westlichen Ländern eher mit Distanz assoziiert werden.

In Indien zeigt sich Liebe oft durch praktische Handlungen wie das Schälen einer Orange für das Kind. Körperkontakt spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle – in Jäger- und Sammlergesellschaften werden Babys fast ständig getragen, um sie vor Gefahren zu schützen. Diese Praxis findet auch zunehmend Eingang in westliche Gesellschaften, da sie beruhigend wirkt.

Unterschiede zeigen sich auch beim Spielverhalten. Japanische Eltern legen Wert auf nonverbale Kommunikation, während amerikanische Eltern ihre Kinder häufiger auf Gegenstände aufmerksam machen. Dies führt zu unterschiedlichen Strategien bei der Förderung sozialer und kognitiver Fähigkeiten.

Kinderrechte werden weltweit unterschiedlich stark betont. Während Schweden 1979 das erste Land war, das körperliche Gewalt in der Erziehung verbot, wurde ein ähnliches Gesetz in Kenia erst 2010 eingeführt. In Indien setzt man stattdessen auf elterliche Verantwortung, um dasselbe Ziel zu erreichen.

In asiatischen und afrikanischen Familien übernehmen Kinder früh mehr Haushaltsaufgaben und kümmern sich um jüngere Geschwister, was ihnen ein stärkeres Sozialbewusstsein vermittelt. In westlichen Ländern muss dieses Verhalten bewusster gefördert werden, zum Beispiel durch gemeinsames Engagement.

Die Pubertät bringt weltweit einen Streben nach Unabhängigkeit mit sich, doch das Ausmaß variiert je nach kulturellem Hintergrund. Westliche Jugendliche genießen größere Freiheiten, während asiatische und afrikanische Eltern striktere Regeln aufrechterhalten.

Lansford beobachtet, dass westliche Eltern heute ihre Kinder stärker überwachen, obwohl es weniger reale Gefahren gibt. In Ländern wie Japan entwickelt sich dagegen ein stärkeres Eigenverantwortungsgefühl bei Kindern.

Positive Entwicklungen sind weltweit zu verzeichnen: Viele Eltern erziehen heute gewaltfrei und fördern Toleranz sowie soziales Engagement. Dies trägt dazu bei, aus Kindern starke und selbstbewusste Erwachsene werden zu lassen.

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