Journalismus
Neubeginn in Syrien: Eine neue Regierung unter islamistischer Führung
2025-03-30

In einem bedeutenden Schritt für das post-Assad-Syrien hat Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa eine neue Regierung ernannt, die den Wiederaufbau des Landes nach Jahren der Kämpfe vorantreiben soll. Diese 22-köpfige Ministergruppe enthält prominente Vertreter der syrischen Zivilgesellschaft und symbolisiert einen Versuch, ethnische und religiöse Vielfalt zu berücksichtigen. Neben dem Fokus auf Transparenz und Reformen hebt die Zusammensetzung auch die Integration von Frauen und Minderheiten hervor. Dennoch bleibt Misstrauen gegenüber einigen islamistischen Kräften bestehen, insbesondere nach jüngsten Gewalttaten.

Eine neue Ära: Details zur Regierungsformation

In einer historischen Entwicklung im späten März 2025 stellte Ahmed al-Scharaa am Abend eine überarbeitete Regierung vor, welche aus 22 Ministern besteht und als Nachfolgerin einer vorübergehenden Administration fungiert, die nach Baschar al-Assads Sturz im Dezember das Ruder übernommen hatte. Die Bildung dieser neuen Regierung wird von Scharaa selbst als „Erklärung eines gemeinsamen Willens“ gefeiert, um einen demokratischeren Staat zu errichten, basierend auf Verantwortung und Offenheit. Eines der auffälligsten Gesichter ist Raed al-Saleh, der Chef der Weißhelme, der nun für Katastrophenmanagement zuständig ist. Hind Kabawat, eine Christin, wurde als erste Frau in diese Regierung berufen und übernimmt das Sozial- und Arbeitsministerium. Auch Jarub Badr, ein Angehöriger der Alawiten, sowie Amgad Badr aus der drusischen Gemeinschaft sind Teil dieses Teams. Mohammed Josr Bernieh leitet das Finanzministerium, was als Zeichen an westliche Länder verstanden werden kann, dass Minderheiten eingebunden werden. Ein weiterer Punkt ist das neu geschaffene Sportministerium. Interessanterweise wurden keine klare Positionen wie ein Ministerpräsident eingerichtet; stattdessen wird Scharaa selbst die Leitung übernehmen. Viele Schlüsselfunktionen bleiben jedoch bei früheren Rebellenvertretern, darunter Asaad al-Scheibani als Außenminister und Marhaf Abu Kasra als Verteidigungsminister.

Die Herausforderungen sind erheblich, insbesondere da internationale Wirtschaftssanktionen noch wirksam sind und regionale Spannungen andauern. Ein kürzlich stattgefundenes Massaker an Alawiten hat erneut Misstrauen gesät. Trotzdem versucht Scharaa, Unterstützung durch politische Reformen zu gewinnen und die Aufhebung der Sanktionen zu erreichen.

Mit diesen Maßnahmen will die neue Regierung nicht nur innenpolitisch Fuß fassen, sondern auch internationales Vertrauen schaffen.

Von besonderem Interesse ist die Rolle von Mohammed al-Baschir, dem ehemaligen Anführer der Rebellenregion Idlib, der nun als Energieminister dient. In einem Land, wo Kampfhandlungen weiterhin zwischen pro- und anti-Assad-Kräften toben, bleibt die Frage offen, ob diese Regierung tatsächlich den Frieden und Wiederaufbau ermöglichen kann.

Ausblick: Hoffnung oder Skepsis?

Von einem journalistischen Standpunkt aus bietet diese neue Regierungsmachtaufteilung sowohl Chancen als auch Risiken. Während die Integration verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen positiv zu bewerten ist, bleibt die Beteiligung einiger bekannter islamistischer Akteure beunruhigend. Der Wegfall eines klaren Premieramtes könnte zu Koordinationsproblemen führen, während gleichzeitig der Fokus auf Reformen und Menschenrechte notwendig ist, um internationale Unterstützung zu gewinnen. Letztlich liegt es an der neuen Führung, ihre Vision eines offenen, transparenten Staates in die Tat umzusetzen – eine schwierige Aufgabe, aber möglicherweise der einzige Weg, Syrien von den Spuren eines Jahrzehnts Krieg zu befreien.

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