In den letzten Jahren hat sich eine bemerkenswerte Veränderung in der Art und Weise manifestiert, wie Kinder ihre Eltern ansprechen. Die traditionellen Kosenamen wie "Mami" oder "Papi" werden zunehmend seltener verwendet, während neue Bezeichnungen an Popularität gewinnen. Diese Entwicklung wird vor allem von jungen Eltern getrieben, die sich von ihrer eigenen Generation abgrenzen möchten.
Sprachforscherin Helen Christen von der Universität Freiburg analysierte diese Verschiebung im sprachlichen Gebrauch. Sie verweist auf einen Trend hin zu französisch inspirierten Anreden wie "Mama" und "Papa", die heute bei vielen Familien Eingang gefunden haben. Diese Veränderung spiegelt nicht nur sprachliche Präferenzen wider, sondern auch soziale Dynamiken innerhalb der modernen Familie.
Laut Christen ist dieser Wandel kein Zufall. Er entsteht aus dem Bedürfnis junger Eltern, sich von ihrer eigenen Kindheit zu distanzieren. Zudem tritt eine klare Differenzierung zwischen Generationen ein, um Verwechslungen zu vermeiden. So kann beispielsweise die Großmutter weiterhin "Mami" genannt werden, während die Mutter als "Mama" bezeichnet wird.
Diese Entwicklung steht im Kontrast zur 68er-Bewegung, die es bevorzugte, Eltern mit ihrem Vornamen anzusprechen. Dies symbolisierte damals eine gleichberechtigte Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Heutzutage scheint jedoch wieder mehr Wert auf formelle Anreden gelegt zu werden, was den Rückgang der Vornamen-Anrede erklärt.
Die aktuelle Entwicklung zeigt deutlich, dass sich Anredeformen kontinuierlich wandeln. Während frühere Generationen andere Begriffe wie "Muetti" oder "Vati" bevorzugten, setzen sich heute französische Varianten durch. Diese Veränderung unterstreicht die ständige Evolution der Sprache und ihrer Adaption an moderne Lebensrealitäten.