Eine beunruhigende Entwicklung wird in Schulen verschiedener Länder beobachtet. Immer mehr Schüler im Grundschulalter benötigen noch die Unterstützung bei grundlegenden körperlichen Funktionen wie dem Toilettengang. In England und Wales haben Lehrkräfte in einer jüngsten Umfrage bestätigt, dass Viertel der ersten Klassenkinder noch nicht sauber sind oder Unterstützung beim Anziehen benötigen. Diese Situation spiegelt nach Ansicht von Fachleuten eine tiefere Veränderung in der Erziehung und den Lebensbedingungen der Kinder wider. Die Hälfte der Befragten erkennt einen deutlichen Anstieg dieser Probleme in den letzten Jahren an.
In Deutschland und benachbarten Ländern zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier berichten Lehrkräfte von einem zunehmenden Bedarf an Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben. Psychologen und Erziehungswissenschaftler sehen dies als Ergebnis einer übermäßigen Überbehütung, bei der Eltern ihren Kindern zu viele Dinge abnehmen. Margrit Stamm, eine renommierte Erziehungsexpertin, betont, dass die Bequemlichkeit der Windeln oft dazu führt, dass der notwendige Ehrgeiz der Kinder, trocken zu werden, vernachlässigt wird. Dies untergräbt die Unabhängigkeit der Kinder bereits in jungen Jahren und hat langfristige Auswirkungen auf ihre Selbstständigkeit.
Zusätzlich wirken wirtschaftliche Faktoren in Großbritannien verstärkend auf diese Entwicklung ein. Der Brexit und steigende Lebenshaltungskosten beeinträchtigen die Zeit und Ressourcen, die Eltern für die Entwicklung ihrer Kinder aufbringen können. Viele Experten warnen vor den weitreichenden Konsequenzen solcher Trends, die über das Thema Windeln hinausgehen. Ein weiteres alarmierendes Phänomen ist der Rückgang sprachlicher Kompetenzen bei Kindern, was ebenfalls auf mangelnde stimulierende Interaktionen zurückzuführen ist. Es ist höchste Zeit, diesen Aspekten der frühkindlichen Entwicklung wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken und den Kindern die nötige Selbstständigkeit zu ermöglichen, damit sie später selbstbewusster durchs Leben gehen.