In der bayerischen Regierungskoalition tobt eine heftige Debatte über die geplante Reform des Jagdgesetzes. Der Freie Wähler Hubert Aiwanger, zuständig für Jagdfragen, hat einen Entwurf vorgelegt, der von der CSU-Fraktion scharf kritisiert wird. Insbesondere das Forstministerium unter Michaela Kaniber warnt vor einem "Schnellschuss", der wissenschaftliche Erkenntnisse und Interessen der Waldbesitzer vernachlässige. Zudem befürworten Umweltschützer und Naturschutzorganisationen die Beibehaltung wichtiger Instrumente zur Waldverjüngung.
Der Vorschlag sieht unter anderem eine größere Eigenverantwortung bei Abschüssen vor sowie eine Übertragung der Zuständigkeit für den Wolf aus dem Artenschutzrecht ins Jagdrecht. Diese Änderungen werden sowohl von Forstwirten als auch von Naturschützern kritisch beäugt. Die Diskussion spitzt sich zu, da ein Kompromiss zwischen den beteiligten Parteien noch nicht in Sicht ist.
Die CSU-Fraktion lehnt den Entwurf des Jagdministers weitgehend ab und fordert eine breitere Diskussion mit allen Beteiligten. Besonders kontrovers ist die Frage nach der Abschaffung strenger staatlicher Abschusspläne für Rehe. Derzeitige Regelungen sollen nur fallen, wenn Verbissbelastungen tragbar sind und genügend junge Bäume gedeihen können.
Michaela Kaniber kritisiert, dass der Gesetzentwurf einseitig auf Jagdinteressen zugeschnitten sei und andere Aspekte wie den Klimaschutz vernachlässige. Ein modernes Jagdgesetz müsse vielmehr alle relevanten Interessengruppen berücksichtigen. Die Forstministerin betont, dass die staatliche Abschussplanung unerlässlich sei, um hohe Verbissbelastungen effektiv zu bekämpfen. Sie verweist auf die Notwendigkeit eines breiten Dialogs, der bisher fehle. In Zeiten der Klimakrise müsse ein solches Gesetz auch den Anforderungen an klimafeste Wälder gerecht werden.
Ein weiterer Kontroversepunkt betrifft die Zuständigkeit für den Wolf. Aiwanger plant, diese vom Artenschutzrecht ins Jagdrecht zu überführen. Dadurch könnten gezielte Abschüsse einfacher durchgeführt werden. Aktuell entscheiden Landkreise und kreisfreie Städte über solche Maßnahmen.
Naturschutzorganisationen wie der Bund Naturschutz warnen vor einer Abschwächung bestehender Instrumente zur Verjüngung der Wälder. Sie befürchten, dass ohne die derzeitige Abschussplanung wichtige Ziele des Waldumbaus gefährdet würden. Auch die Grünen kritisieren die geplante Reform und sehen darin ein Risiko für den bestehenden Waldumbau. Uwe Friedel vom Bund Naturschutz betont, dass für geschützte Arten wie den Wolf die Naturschutzverwaltung zuständig bleiben sollte. Der bayerische Jagdverband diskutiert eigene Vorschläge, darunter ein "Ampelsystem", das forstliche Gutachten ergänzen soll. Diese Initiative zeigt, dass auch innerhalb der Jägergemeinschaft unterschiedliche Positionen existieren.