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Tradwives: Eine verlogene Debatte über Hausfrauen und Feminismus
2025-06-24

Eine aktuelle ZDF-Dokumentation hat das umstrittene Phänomen der „Tradwives“ beleuchtet, junge Frauen, die sich aus Überzeugung für ein traditionelles Hausfrauenleben entscheiden. Diese Darstellung hat eine lebhafte Debatte entfacht, die von der Schriftstellerin und Essayistin Mirna Funk als verlogen bezeichnet wird. Die Diskussion dreht sich um die vermeintliche Wahlfreiheit, die Definition von „Arbeit“ im häuslichen Bereich und die Notwendigkeit ökonomischer Unabhängigkeit für Frauen in der Gesellschaft.

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Tradwives: Die Rolle der Hausfrau im Fokus der Kritik

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Die ZDF-Dokumentation präsentiert junge Frauen, die sich bewusst für ein Leben als traditionelle Hausfrauen entscheiden. Eine Protagonistin beschreibt ihren Alltag damit, sich zuerst für ihren Partner hübsch zu machen, die Wohnung aufzuräumen und das Frühstück zuzubereiten, gefolgt von Mittagessen und Backen. Mirna Funk reagiert darauf mit Skepsis und fragt sich, welche Art von Frau sich derart reduzieren möchte. Sie kritisiert die Bezeichnung als „Helferposition“ und stellt das Selbstverständnis der im Film gezeigten Frauen in Frage, die sich trotz dieser Rolle als selbstbewusst präsentieren. Funk betont, dass diese Frauen zwar Glück und Freiheit in ihrer Entscheidung beteuern, die Implikationen jedoch oft nicht zu Ende gedacht sind. Der finanzielle Druck lastet allein auf den Männern, was zu einer einseitigen Belastung führt.

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Mirna Funk bezeichnet die „perfekte Inszenierung als Hausfrau und Mutter“ als eine fragwürdige Gegenbewegung. Sie argumentiert, dass die Mehrheit der Frauen in Deutschland in finanzieller Abhängigkeit lebt, was im Widerspruch zu einem emanzipatorischen Selbstverständnis steht. Laut Funk hat der deutsche Feminismus der letzten 20 Jahre die Hausfrauenrolle nicht wirklich bekämpft, sondern lediglich versucht, ihr Image durch die Umdeutung häuslicher Tätigkeiten in „Care-Arbeit“ aufzuwerten. Sie betont, dass dies jedoch keinen Grund darstelle, nicht erwerbstätig zu sein. Die Tatsache, dass Care-Arbeit überwiegend von Frauen geleistet wird, hält Funk für ungerecht. Sie weist darauf hin, dass diese Tätigkeiten auch von Singles erledigt werden müssen und die Versorgung eines Kindes als Beziehungsarbeit und nicht als Last verstanden werden sollte.

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Funk kritisiert, dass ein Großteil der Frauen in Deutschland nicht ökonomisch unabhängig ist, was ihrer Ansicht nach eine Grundvoraussetzung für echten Feminismus darstellt. Sie sieht keinen wirklichen „Tradwives“-Trend, sondern vielmehr Frauen, die schon lange zu Hause sind und nun ihre Aktivitäten in den sozialen Medien zur Schau stellen. Dieses Verhalten sei, so Funk, antisozial, da es eine fehlende gesellschaftliche Teilhabe darstelle. Tulpen pflanzen und Cupcakes backen seien keine aktive Mitgestaltung der Gesellschaft. Funk vergleicht das Nicht-Arbeiten mit dem Nicht-Wählen und betont, dass es schlimmer sei, nicht zu arbeiten, da dies keine aktive Gestaltung der Gesellschaft ermögliche.

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Eine kritische Perspektive auf die Rückkehr zur Tradition

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Aus der Sicht einer engagierten Beobachterin wirft diese Debatte tiefgreifende Fragen über die moderne Gesellschaft und die Rolle der Frau auf. Die vermeintliche Freiheit, die im traditionellen Hausfrauenleben gefunden wird, könnte in Wahrheit eine gefährliche Abhängigkeit kaschieren. Während die Befürworterinnen argumentieren, dass ihre Wahl ein Ausdruck von Autonomie sei, zeigt Mirna Funks Analyse, dass wahre Emanzipation ohne ökonomische Unabhängigkeit kaum denkbar ist. Es ist unerlässlich, dass Frauen aktiv am Berufsleben teilhaben, nicht nur für ihre persönliche Entwicklung, sondern auch für die Gestaltung einer inklusiven und fortschrittlichen Gesellschaft. Die Idee, sich aus dem „Wettkampf“ zurückzuziehen und sich auf häusliche Tätigkeiten zu beschränken, mag verlockend erscheinen, birgt jedoch das Risiko, den Einfluss auf die zukünftigen Generationen zu verlieren. Jede Frau sollte die Wahl haben, ihren Lebensweg selbst zu bestimmen, doch diese Wahl sollte auf einer Grundlage der Aufklärung und nicht auf romantisierter Abhängigkeit beruhen.

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