Die Europäische Union strebt nach einer friedlichen Lösung im Handelsstreit mit den Vereinigten Staaten. Trotz der Bemühungen um Verhandlungen bereitet die EU jedoch auch konkrete Gegenmaßnahmen vor, falls die Gespräche scheitern sollten. Derzeit sind Zölle von 20 Prozent auf europäische Produkte in die USA vorübergehend ausgesetzt, während gleichzeitig eine Frist bis zum 8. Juli für die Unterredungen gesetzt wurde. Die EU hat ihre eigenen Gegenmaßnahmen ebenfalls vorerst zurückgestellt.
Zusätzlich befürchtet man in Europa weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen bei einem eskalierenden Handelstreiben. Die US-Regierung prüft unterdessen weitere Einfuhrbeschränkungen, die den Wert von 170 Milliarden Euro betreffen könnten. Diese könnten sich auf Halbleiter, Medikamente und Rohstoffe auswirken. Die EU droht mit Vergeltungsmaßnahmen im Wert von 100 Milliarden Euro, sollte es zu keiner Einigung kommen.
Der Handelskommissar Maros Sefcovic betont, dass die EU eine verhandlungsbasierte Lösung anstrebt. Zugleich seien aber alle Optionen offen, wenn Washington nicht auf faire Kompromisse zugehen würde. Die EU will keine Schwäche zeigen und ist bereit, notfalls auch härtere Maßnahmen einzuleiten.
Die gegenwärtige Situation bleibt daher komplex. Während die Sonderabgaben von 20 Prozent momentan pausiert wurden, fordert die US-Regierung weiterhin erhebliche Zölle auf Stahl, Aluminium und Autos. Für andere Produkte belaufen sich diese auf zehn Prozent. Bislang haben die EU-Mitgliedsstaaten bereits vorgeschlagen, wie sie reagieren könnten, falls die Gespräche erfolglos bleiben. Diese Pläne können jedoch noch angepasst werden. Die potenziellen Auswirkungen auf mittelständige Unternehmen in Deutschland sowie deren Lieferanten und Partner könnten gravierend sein.
Neben dem Streit mit den USA schaut die EU auch nach neuen Handelschancen. China bietet sich hierbei als möglicher neuer Schwerpunkt an. Präsident Xi Jinping zeigt Interesse an „gesunden und stabilen Beziehungen“ mit der EU, um das Vakuum zu füllen, das ein eventuell abnehmender Handel mit den USA hinterlassen könnte.
China plant Besuche höchster EU-Funktionäre und will Dialoge über strategische Fragen, Wirtschaft und Handel, Umwelt, Klimaschutz sowie Digitalisierung führen. Diese Annäherung könnte langfristig bedeutende Verschiebungen in den globalen Handelsbeziehungen nach sich ziehen. Gleichzeitig befindet sich Peking selbst in einem Handelskonflikt mit Washington, was die Bedeutung einer starken EU-Position unterstreicht. Am Wochenende stehen Gespräche zwischen amerikanischen und chinesischen Vertretern in Genf an, um den bestehenden Zollstreit zu klären.