Der amerikanische Protektionismus zwingt europäische Unternehmen, ihre strategischen Partnerschaften neu zu überdenken. Laut einer aktuellen Analyse könnte die Antwort auf diese Herausforderung näher liegen als gedacht – direkt vor ihrer Haustür in Europa. Die Unternehmensberatung Deloitte hat in einer umfassenden Studie dargelegt, dass stärkeres Wirtschaftswachstum innerhalb der Europäischen Union nicht nur ausreichen könnte, um den Rückgang des US-Geschäfts auszugleichen, sondern sogar darüber hinaus führen könnte. Dies basiert auf einer prognostizierten jährlichen Zunahme von 2,5 Prozent der Ausfuhren in die wichtigsten europäischen Abnehmerländer bis zum Jahr 2035.
Zwar ist derzeit ein durchschnittliches Wachstum von 1,8 Prozent pro Jahr prognostiziert, doch könnten sich diese Zahlen deutlich verbessern, wenn bestehende Handelshemmnisse beseitigt würden. Ein solcher Schritt würde den deutschen Industrien nicht nur Sicherheit bieten, sondern auch zusätzliche Marktmöglichkeiten erschließen. Derzeit überschreitet das Volumen der zehn größten europäischen Abnehmer bereits viermal das in den USA erzielte Volumen, was bei einem Wert von 357 Milliarden Euro heute spricht. Diese Zahl könnte bis 2035 auf beeindruckende 467 Milliarden Euro ansteigen.
Während die Exporte nach den Vereinigten Staaten infolge der neuen Handelsbarrieren, die bis Mitte März angekündigt wurden, im Schnitt um 3,2 Prozent pro Jahr zurückgehen könnten, bietet sich Deutschland eine einmalige Gelegenheit, den Fokus auf den EU-Binnenmarkt zu verlagern. Innerhalb weniger Jahre könnte das Geschäft mit Europa von entscheidender Bedeutung werden, insbesondere für Branchen wie Maschinenbau und Elektroindustrie, die stark von den bestehenden Hemmnissen betroffen sind.
Die Studie verdeutlicht, dass es selbst heute enorme Unterschiede zwischen dem US- und dem EU-Markt gibt. Während das jetzige Volumen der Ausfuhren in die USA bei 84 Milliarden Euro liegt, könnte dieses bis 2035 auf nur noch 59 Milliarden Euro sinken. Im Gegensatz dazu entwickelt sich der EU-Markt kontinuierlich weiter, was sowohl für mittelständische Unternehmen als auch für große Konzerne von Vorteil ist.
Trotz der Existenz eines zollfreien Marktes in der Europäischen Union belasten komplexe administrativ-rechtliche Anforderungen den Handel zwischen den Mitgliedsländern. Unterschiedliche Produktstandards, Zertifizierungsanforderungen sowie Berichtspflichten erschweren den reibungslosen Austausch von Waren. Diese Belastungen können Kosten in Höhe von bis zu 44 Prozent hervorrufen, wie Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigen.
Die Reduktion dieser Lasten würde nach Ansicht der Analysten einen signifikanten Wachstumsbeitrag darstellen. Allein die Abschaffung der Hälfte der bestehenden Hemmnisse könnte zu einem zusätzlichen Wachstum von einem Prozent pro Jahr im Handel mit den meisten EU-Ländern führen. Sollte es gelingen, alle Barrieren vollständig zu beseitigen, wäre eine Verdoppelung der Wachstumsrate möglich, was wiederum ein weiteres Prozent Plus pro Jahr bedeuten würde.
Vor allem der Maschinenbau und die Elektroindustrie profitieren von einer Beseitigung der Handelshemmnisse. Diese Branchen haben traditionally am stärksten unter den komplizierten Verwaltungsprozessen innerhalb Europas gelitten. Für sie stellt die Optimierung des EU-Binnenmarktes eine einmalige Chance dar, ihre Marktstellung zu festigen und neue Kundenkreise zu erschließen.
Andererseits fallen die Effekte bei Automobilherstellern und Chemieprodukten geringer aus, da diese bereits von einer niedrigen Anzahl an Handelshemmnissen profitieren. Dennoch bleibt auch für diese Branchen der EU-Markt von großer Bedeutung, insbesondere wenn es um langfristige Strategien geht, die die Abhängigkeit von außereuropäischen Märkten verringern sollen.