Die Deutsche Bank hat ihre Wirtschaftsprognosen für Deutschland nach einem umfassenden Analysebericht über die Ausgabenpläne von Union und SPD erheblich angepasst. Gemäß der Einschätzung könnten schuldenfinanzierte Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung das Wirtschaftswachstum deutlich ankurbeln. Die Analysten heben insbesondere die langfristigen Potenziale hervor, sofern diese Maßnahmen durch strukturelle Reformen ergänzt werden. Derzeit wird jedoch eine signifikante Erhöhung des Wirtschaftspotenzials nur auf ein Prozent erwartet, was nach Ansicht der Bank noch weit hinter dem Ziel von zwei Prozent zurückbleibt.
Laut den Analysen der Deutschen Bank könnte die geplante Steigerung der öffentlichen Ausgaben ab 2026 erste positive Effekte aufweisen. Die Bank hebt die Notwendigkeit von produktivitätssteigernden Investitionen in Bereiche wie Infrastruktur und Verteidigung hervor, die laut ihren Berechnungen das Wirtschaftspotenzial von aktuell 0,5 Prozent auf möglicherweise ein Prozent anheben könnten. Besonders betont wird dabei die Bedeutung technologischer Innovationen im Verteidigungsbereich, die auch den zivilen Sektor voranbringen könnten. Allerdings sehen die Experten eine nachhaltige Verbesserung des Wirtschaftspotenzials erst bei der Durchführung tiefergehender Strukturreformen.
In ihrer Prognose berücksichtigt die Bank auch die momentan schwierige internationale Wirtschaftslage, die Deutschlands Konjunktur im Jahr 2025 weiter belasten könnte. Das Wirtschaftswachstum wird für dieses Jahr von 0,5 Prozent auf 0,3 Prozent herabgesetzt. Die unsicheren Rahmenbedingungen, insbesondere durch mögliche Handelskonflikte mit den USA, erschweren einen schnellen Aufschwung. Doch bereits Ende 2025 könne sich dieser Trend umkehren, wenn die staatlichen Impulse spürbar werden.
Aus Sicht der Deutschen Bank könnten die geplanten Investitionen nicht nur das Wirtschaftspotenzial stärken, sondern auch die Inflationsrate beeinflussen. Der fiskalische Anreiz würde zunächst auf einer niedrigen Kapazitätsauslastung treffen, was zu einem Lohndruck führen könnte. Zudem würde die geplante Erhöhung des Mindestlohns weitere Preissteigerungen nach sich ziehen. Die Bank rechnet damit, dass die Inflation im Kern eher bei 2,5 Prozent liegen könnte.
Für den Arbeitsmarkt prognostizieren die Ökonomen der Deutschen Bank ebenfalls positive Entwicklungen. Branchen wie der Verteidigungssektor sowie der Bau würden eine steigende Nachfrage verzeichnen, was die Arbeitslosenquote bis 2026 unter sechs Prozent drücken könnte. Allerdings warnen die Experten vor mittelfristigen Engpässen aufgrund eines schrumpfenden Arbeitskräfteangebots.
Zwar könne die Staatsverschuldung nur moderat ansteigen, doch ohne tiefgreifende Reformen könne sich dies ändern. Die Schuldenquote könnte bis 2035 auf 75 Prozent des BIP ansteigen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei auch die Umsetzung der geplanten Maßnahmen. So wird angenommen, dass die Infrastrukturinvestitionen erst ab 2027 vollständig wirksam werden, während die Verteidigungsausgaben ebenfalls einen Verzögerungseffekt erfahren könnten.
Durch die geplanten Ausgaben könne Deutschland langfristig wieder ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent erreichen. Dies setzt jedoch voraus, dass neben den Finanzausgaben auch strukturelle Reformen umgesetzt werden. Ohne klare Signale für eine Reduktion bürokratischer Hemmnisse und Lösungen für Fachkräftemangel könne dies schwerfallen. Die Deutsche Bank betont daher die Notwendigkeit einer nachhaltigen Reformagenda, um das volle Potenzial auszuschöpfen.