Finanzierung
Neubewertung von Pflege und Betreuungsarbeit in der modernen Gesellschaft
2025-04-17

In einem faszinierenden Gespräch mit der dänischen Autorin und Feministin Emma Holten wird der wirtschaftliche und soziale Wert von Care-Arbeit in unserer heutigen Gesellschaft hinterfragt. Die Diskussion dreht sich um das Thema, warum Arbeiten im sozialen Bereich, insbesondere in der Pflege, oftmals unterbezahlt sind und warum dies zu Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern führt. Holten verweist auf historische Parallelen und moderne Wirtschaftstheorien, um zu erklären, wie wir uns in ein System hineingelebt haben, das die Bedeutung solcher Arbeiten nicht angemessen würdigt.

Die Diskussion beginnt mit dem Hinweis auf die Tatsache, dass Frauen, sobald sie Kinder bekommen, oft erheblich an Einkommen verlieren, was besonders in Deutschland dramatische Auswirkungen hat. Dieses Phänomen wird durch das traditionelle Wirtschaftsdenken verstärkt, das häusliche und pflegerische Arbeit ignoriert oder wenig schätzt. In den 60er Jahren setzten sich Ökonominnen dafür ein, diese Aspekte in die Wirtschaftswissenschaften einzubeziehen, doch nach Ansicht von Holten ist dieser Kampf noch längst nicht gewonnen.

Holten betont dabei die Rolle historischer Ereignisse wie der Hexenjagd, die zeigt, wie Wirtschaft und Kontrolle über menschliches Verhalten eng miteinander verknüpft sind. Sie argumentiert, dass auch heute noch bestimmte gesellschaftliche Normen dazu führen, Menschen in starre Rollen zu drängen, die ihrerseits wirtschaftliche Disparitäten reproduzieren. Diese Dynamiken seien nicht zufällig, sondern integraler Bestandteil des Systems, das von Machtstrukturen und Traditionen geprägt wird.

Eine weitere wichtige Erkenntnis aus dem Gespräch betrifft die Art und Weise, wie wir Wert messen. Der Fokus liegt oft auf messbaren Gütern und Dienstleistungen, während unbestimmbarere Bereiche wie Bildung, Gesundheit oder familiäre Unterstützung vernachlässigt werden. Holten fordert daher eine Neubewertung dieser Aspekte und eine Integration anderer Wissenschaftsbereiche in die Wirtschaftstheorie, um ein umfassenderes Bild der menschlichen Notwendigkeiten zu erhalten.

Außerdem spricht sie von der Notwendigkeit, alternative Perspektiven einzubeziehen, um soziale Gerechtigkeit herzustellen. Es geht darum, die Strukturen zu verändern, die Frauen und andere benachteiligte Gruppen systematisch behindern. Nur wenn wir den echten Wert von Care-Arbeit und anderen sozialen Leistungen erkennen, können wir ein gerechteres und nachhaltigeres Gesellschaftssystem erschaffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Emma Holtens Analyse einen klaren Aufruf zur Reflexion über unsere Werte und Prioritäten darstellt. Sie fordert uns heraus, über den Status quo hinauszudenken und uns für eine gerechtere Verteilung von Ressourcen und Anerkennung einzusetzen. Ein solcher Schritt könnte letztlich dazu beitragen, sowohl individuelle als auch kollektive Lebensqualität zu verbessern.

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