Finanzierung
Neuer Zollsatz für EU-Importe in den USA: Trumps Handelspolitik unter der Lupe
2025-04-09

Ab dem kommenden Mittwoch wird ein zusätzlicher Zollsatz von 20 Prozent auf US-Importe aus der Europäischen Union angewendet. Diese Maßnahme tritt nach dem Ablehnungsbeschluss des US-Präsidenten Donald Trump gegenüber einem Vorschlag der EU-Kommission zur Aufhebung aller gegenseitigen Industriezölle in Kraft. Trump begründet seine Politik damit, dass Ungleichgewichte im Welthandel korrigiert werden müssen. Seine Ansicht, dass die USA durch das Handelsdefizit mit der EU benachteiligt würden, wird jedoch von Experten wie Professor Tim Büthe kritisch geprüft. In Wahrheit sei ein Außenhandelsdefizit nicht automatisch ein Nachteil und könne sogar positive Auswirkungen haben.

Die aktuelle Situation zwischen den USA und Deutschland zeigt ein erhebliches Ungleichgewicht: Im letzten Jahr belief sich der Export von deutschen Waren in die USA auf 161,4 Milliarden Euro, während amerikanische Importe nur 91,4 Milliarden Euro erreichten. Dies führt zu einem Exportüberschuss Deutschlands von 70 Milliarden Euro, was gleichzeitig als Handelsdefizit für die USA gilt. Doch diese Zahl ist nach Ansicht von Fachleuten nicht ganz klar, da Dienstleistungen schwerer zu messen sind. Insbesondere immaterielle Güter wie Streamingdienste erschweren eine genaue Zuordnung.

Außerdem profitieren US-Konsumenten von günstigeren Produkten aus dem Ausland, was die amerikanische Position im Welthandel stärkt. Wenn andere Länder Handelsüberschüsse in den USA erzielen, investieren sie oft in US-Staatsanleihen, was die Zinssätze senkt und amerikanischen Haushalten zugutekommt.

Trotz dieser Argumente bleibt Trump bei seiner Vision einer industriellen Renaissance der USA. Seine Zollpolitik könnte darauf abzielen, nationale Produktionskapazitäten zu fördern, indem er Abschottungspolitiken verfolgt. Diese Strategie entspricht jedoch eher dem Denken des späten 19. Jahrhunderts, als die USA noch in der Industrialisierungsphase standen und Zölle als wichtigste Einnahmequelle galten.

Die neue Zollmaßnahme wirkt daher als Rückgriff auf historische Modelle, obwohl der heutige internationale Handel stark vernetzt ist. Während Trumps Politik Kontroversen auslöst, bleiben die langfristigen Auswirkungen auf den globalen Handel weiterhin ungewiss.

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