Mit dem Abschluss des Koalitionsvertrages zwischen CDU, CSU und SPD zeigen sich Wirtschaftsvertreter unterschiedlich zufrieden. Viele führende Organisationen begrüßen die Schnelligkeit der Verhandlungen, sehen jedoch weitergehende Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft als notwendig. Tanja Gönner vom BDI betont die Bedeutung einer raschen Umsetzung der vereinbarten Reformen, um den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht zu werden. Der Koalitionsvertrag sende wichtige Signale für Investitionen, doch steuerliche Entlastungen könnten nach Ansicht einiger Verbände zeitlich nicht ausreichen.
Die Einschätzungen verschiedener Branchen sind gemischt. Peter Adrian von der DIHK fordert mehr Mut in der Umsetzung der verabschiedeten Maßnahmen, insbesondere bei der Unternehmenssteuerreform, die erst ab 2028 beginnen soll. Für Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger ist die Geschwindigkeit der Einigung ein positives Zeichen, das Deutschland wettbewerbsfähiger werden lassen muss. Auch Tim-Oliver Müller der Bauindustrie sieht Potenziale für Wachstum, sofern die Verabredungen tatsächlich inhaltlich Früchte tragen. Ähnlich äußert sich Jörg Dittrich vom Zentralverband des Deutschen Handwerks, der sowohl positive Ansätze als auch kritische Aspekte des Vertrags erkennt.
Während einige Experten wie Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung den Mangel an Ambitionen im Koalitionsvertrag bedauern, begrüßt Ralf Wintergerst von Bitkom spezifische Initiativen wie das neue Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Diese Innovation wird als Aufbruchsignal für eine moderne Bundesregierung betrachtet. Monika Schnitzer unterstreicht ebenfalls die Notwendigkeit eines echten Wachstumsprogramms, das bisher fehle. Die Wirtschaft fordert somit eine stärkere Ausrichtung auf zukunftsweisende Themen, um Deutschlands internationale Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
In einem Land, das durch technologischen Fortschritt und globale Herausforderungen geprägt wird, zeigt dieser Koalitionsvertrag den ersten Schritt auf einem langen Weg. Es bleibt abzuwarten, ob die beschlossenen Maßnahmen ausreichen, um eine echte Trendwende herbeizuführen. Eine handlungsfähige Regierung und der Einsatz aller verfügbaren Mittel sind essenziell, um die Erwartungen der Bevölkerung sowie der internationalen Marktteilnehmer zu erfüllen. Deutschland braucht klare Visionen und konsequentes Handeln, um seine Position als wirtschaftlicher Leitstern in Europa zu festigen.