Journalismus
Wie Sichere Ist Das Deutsche Stromnetz Wirklich?
2025-04-29
Das Thema Energieversorgung steht im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Doch wie stabil ist das deutsche Stromnetz wirklich, und was können Verbraucher tun, um sich auf mögliche Ausfälle vorzubereiten? Experten wie Markus Stobrawe von Amprion und Klaus Müller von der Bundesnetzagentur geben Einblicke in die aktuelle Situation.

Seien Sie Vorbereitet – Die Sicherheit Ihrer Stromversorgung Hängt Davon Ab

Stromausfälle: Warum Sie Sich Nicht Zu Groß Sorgen Machen Muss

In den letzten Jahren gab es immer wieder Debatten über die Zuverlässigkeit des deutschen Stromnetzes. Technischer Leiter Markus Stobrawe von Amprion betont, dass Deutschland über ein zentral gesteuertes und leistungsfähiges Netz verfügt, das eng mit dem europäischen System vernetzt ist. Im Vergleich zu Ländern wie Spanien oder Portugal bietet dieses Netz bessere Unterstützung bei großen Störungen. Tatsächlich erleben wir gelegentlich kleinere Stromausfälle, die jedoch meistens unbemerkt bleiben. Diese könnten durch Unfälle verursacht werden, wie zum Beispiel wenn ein Bagger versehentlich eine Leitung beschädigt.

Klaus Müller von der Bundesnetzagentur empfiehlt, auch für solche Fälle vorzusorgen. "Es ist ratsam, einige Grundvorräte zu Hause bereitzuhalten," erklärt er. Neben mechanischen Schäden kann auch das Wetter eine Rolle spielen. So gab es im November 2005 im Münsterland einen längeren Stromausfall aufgrund eines schweren Schneesturms. Solche Ereignisse zeigen, dass Naturgewalten ebenfalls ein Risiko darstellen können.

Vorbereitungsmaßnahmen: Was Sie Tun Sollten

Um potenzielle Ausfälle bewusst zu meistern, gibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) konkrete Empfehlungen. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Sicherstellung einer ausreichenden Ladung für elektronische Geräte wie Smartphones. Zusätzlich sollte man geladene Ersatzbatterien oder Powerbanks zur Verfügung haben. Alternative Lösungen sind solarbetriebene Ladegeräte, die unabhängig von der Netzversorgung funktionieren.

Weitere Aspekte betreffen den Umgang mit Bargeld und Informationen. Bei einem Stromausfall funktionieren Geldautomaten nicht mehr, weshalb es sinnvoll ist, stets genügend Bargeld bereitzuhalten. Auch ein batteriebetriebenes Radio oder ein Kurbelradio kann lebenswichtig sein, um Nachrichten zu empfangen, falls das Handynetz außer Betrieb ist. Diese Vorbereitungen tragen dazu bei, die eigene Sicherheit und Komfort zu gewährleisten.

Photovoltaikanlagen: Sind Sie Unabhängig?

Eine häufig gestellte Frage betrifft die Nutzung von Photovoltaikanlagen während eines Stromausfalls. Obwohl viele meinen, durch eine Solaranlage unabhängig zu sein, trifft dies nicht vollständig zu. Im Falle eines Netzausfalls schaltet sich der Wechselrichter aus Sicherheitsgründen automatisch ab. Ohne diesen kann der von der Photovoltaikanlage erzeugte Gleichstrom nicht in Wechselstrom umgewandelt werden, der von Haushaltsgeräten benötigt wird.

Allerdings gibt es Möglichkeiten, sich auf solche Situationen vorzubereiten. Durch den Einsatz eines Not- oder Ersatzstromsystems können wichtige Geräte weiterhin versorgt werden. Ein Notstromsystem beschränkt sich dabei auf essentielle Geräte, während ein Ersatzstromsystem die komplette Versorgung gewährleistet. Dies setzt jedoch voraus, dass ein Speicher vorhanden ist. Sobald dieser leer ist, fließt kein Strom mehr. Daher ist es wichtig, die Kapazität und Lebensdauer solcher Systeme genau zu planen.

Hackerangriffe: Ein Reales Risiko?

Ein weiteres Thema, das zunehmend Beachtung findet, sind Hackerangriffe auf das Stromnetz. Laut Angaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gab es bereits Angriffe auf das deutsche Stromnetz, die jedoch keine nennenswerten Auswirkungen hatten. Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland, darunter Amprion in Nordrhein-Westfalen, investieren erhebliche Ressourcen in die Sicherheit ihrer Systeme.

Klaus Müller betont, dass das deutsche Stromnetz gut geschützt ist. Dennoch sei es wichtig, stets wachsam zu bleiben. "Kriminelle Aktivitäten sind ein ständiger Begleiter unserer Infrastrukturen, ob in der Bahn oder im Energiesektor," sagt er. Es handle sich um einen kontinuierlichen Wettlauf zwischen Angreifern und Schutzmechanismen. Deshalb sei es entscheidend, fortlaufend neue Sicherheitsstandards einzuführen und bestehende Maßnahmen zu aktualisieren.

More Stories
see more