Rezepte
Soziale Rezepte: Züricher Ärzte verschreiben künftig Tanzkurse und Gartenarbeit
2024-08-28
Revolutionäre Behandlungsmethode: Zürich verschreibt "Soziale Rezepte"
Zürich startet ein innovatives Pilotprojekt, bei dem Ärzte künftig nicht nur Medikamente, sondern auch Tanzkurse, Gartenarbeit und Schuldenberatung verschreiben können. Das Stadtparlament hat den Weg für die sogenannten "Sozialen Rezepte" freigemacht, die vor allem Patienten helfen sollen, bei denen herkömmliche medizinische Behandlungen nicht ausreichen.Ein ganzheitlicher Ansatz zur Verbesserung der Gesundheit
Das Konzept der "Sozialen Rezepte"
Das Konzept der "Sozialen Rezepte" basiert auf der Erkenntnis, dass die Gesundheit eines Menschen nicht nur von medizinischen Faktoren, sondern auch von sozialen Aspekten beeinflusst wird. Viele Patienten, insbesondere jene mit chronischen Erkrankungen oder Schmerzen, benötigen zusätzliche Unterstützung in Form von nicht-medizinischen Angeboten, um den Heilungsprozess zu fördern und ihre Lebensqualität zu verbessern.Im Rahmen des Pilotprojekts in Zürich können Ärzte in vier Ambulatorien des Stadtspitals ihre Patienten bei Bedarf an sogenannte "Link Worker" überweisen. Diese sind direkt vor Ort tätig und organisieren für die Patienten passende Angebote wie Tanz- oder Sprachkurse, Gartenarbeit oder Schuldenberatung. Das Ziel ist es, den Heilungsprozess durch diese zusätzlichen Aktivitäten zu unterstützen und die Selbstständigkeit sowie das Wohlbefinden der Patienten zu fördern.Erfolgreiche Umsetzung im Ausland
Das Konzept des "Social Prescribing", wie es auch genannt wird, wurde in den 1990er-Jahren in Großbritannien entwickelt und ist dort bereits etabliert. Ein "Link Worker" kümmert sich um die Vermittlung und arbeitet eng mit den Patienten zusammen, um passende soziale Verschreibungen zu entwickeln und umzusetzen.Auch in Österreich wird das Konzept seit einigen Jahren erfolgreich angewendet. Dort zielt es darauf ab, die persönlichen Interessen oder Leidenschaften der Patienten anzusprechen. Viele Patienten suchen ihren Hausarzt nicht primär wegen eines medizinischen, sondern wegen eines sozialen Problems auf, wie etwa Einsamkeit, finanzielle Schwierigkeiten oder Arbeitslosigkeit. Die soziale Verschreibung kann in solchen Fällen zur Beantragung von Sozialleistungen oder zur Verbesserung der Wohnsituation führen.Innovative Ergänzung zur klassischen Medizin
Mit dem Pilotprojekt in Zürich soll nun auch in der Schweiz ein ganzheitlicher Ansatz zur Verbesserung der Gesundheit etabliert werden. Das Konzept der "Sozialen Rezepte" ergänzt die klassische medizinische Versorgung um zusätzliche, auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmte Angebote.Insbesondere für Patienten, bei denen herkömmliche Behandlungen allein nicht ausreichen, um eine Besserung zu erzielen, wie beispielsweise bei Long-Covid-Betroffenen oder Schmerzpatienten, kann dieser innovative Ansatz einen entscheidenden Unterschied machen. Durch die Einbeziehung von sozialen Aspekten in den Heilungsprozess soll nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale und emotionale Gesundheit der Patienten gefördert werden.Hohe Erwartungen und Herausforderungen
Mit einem Budget von 2,5 Millionen Franken hat das Stadtparlament in Zürich ein klares Zeichen für die Umsetzung des Pilotprojekts gesetzt. Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, dass die "Sozialen Rezepte" den Heilungsprozess der Patienten revolutionieren und einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung leisten werden.Allerdings ist die Umsetzung eines solch ganzheitlichen Ansatzes auch mit Herausforderungen verbunden. Die enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, "Link Workern" und verschiedenen Anbietern sozialer Dienstleistungen erfordert eine sorgfältige Koordination und Abstimmung. Zudem müssen die Wirksamkeit und der Nutzen der "Sozialen Rezepte" sorgfältig evaluiert werden, um das Konzept gegebenenfalls anzupassen und weiterzuentwickeln.Dennoch sind die Verantwortlichen überzeugt, dass der innovative Ansatz der "Sozialen Rezepte" einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Zürich leisten wird. Durch die Kombination von medizinischer Behandlung und sozialer Unterstützung soll der Heilungsprozess der Patienten nachhaltig gefördert und ihre Lebensqualität deutlich verbessert werden.