Das Kitzeln von Kindern ist ein Thema, das in der Erziehungsliteratur immer häufiger thematisiert wird. Experten wie die Psychologin Martha Deiros Collado warnen vor den möglichen psychologischen Auswirkungen und betonen die Notwendigkeit eines verantwortungsbewussten Umgangs damit. Auf der anderen Seite sehen Literaturwissenschaftler wie Christian Metz das Kitzeln als eine wichtige Methode zur Entwicklung von Körpergrenzen und sozialen Fähigkeiten. Beide Seiten stimmen jedoch darin überein, dass besondere Vorsicht geboten ist, um sicherzustellen, dass das Kind sich wohlfühlt.
Psychologinnen wie Martha Deiros Collado rufen dazu auf, das Kitzeln kritisch zu hinterfragen. Sie betont, dass es nicht nur ein harmloses Spiel sein kann, sondern auch als Machtmissbrauch wahrgenommen werden könnte. Deiros Collado ermutigt Eltern, alternative Methoden zu finden, um Zuneigung auszudrücken und das Lachen des Kindes zu fördern.
Nach Ansicht der Psychologin können Kinder durch Kitzeln ungewollt gezwungen fühlen, etwas zu tun, was sie nicht wollen. Dies sei besonders problematisch, wenn das Kind noch zu jung ist, um klar „Nein“ zu sagen oder seine Unzufriedenheit auszudrücken. Reflexhaftes Lachen während des Kitzelns sei oft ein Zeichen von Unbehagen oder sogar Schmerz, und nicht notwendigerweise von Freude. Deshalb sei es entscheidend, dass Eltern stets nach dem Wohlbefinden des Kindes fragen und respektieren, wann es genug ist. Eine verantwortungsvolle Herangehensweise besteht darin, das Kitzeln kurz und knapp zu halten und regelmäßig nachzufragen, ob das Kind weitermachen möchte.
Literaturwissenschaftler wie Christian Metz sehen das Kitzeln in einem etwas anderen Licht. Für sie ist es ein integraler Bestandteil der menschlichen Entwicklung und spielt eine Rolle bei der Entdeckung von Körpergrenzen und sozialen Interaktionen. Metz argumentiert, dass das Kitzeln als eine Form des Spiels betrachtet werden sollte, das Elemente wie Spannung und Überraschung beinhaltet, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene attraktiv sind.
Metz erklärt, dass das Kitzeln einen wichtigen Platz in der Geschichte der menschlichen Entwicklung einnimmt. Es helfe Babys, ihre eigenen Körpergrenzen zu erkennen und eine Balance zwischen liebevoller Distanz und intimer Nähe zu entwickeln. Diese Art von Spiel sei eine frühe Form der Ambivalenz, die sowohl positive als auch negative Emotionen hervorrufe. Trotz dieser positiven Aspekte warnt Metz ebenfalls vor dem Missbrauch des Kitzelns und betont die Notwendigkeit, dass Erwachsene besondere Sorgfalt walten lassen. Das Kitzelspiel impliziere eine klare Machtstruktur, und daher sei es wichtig, dass Eltern und andere Erwachsene stets darauf achten, wann das Kind wirklich aufhören möchte. Ein klares „Nein“ des Kindes sollte immer ernst genommen werden, selbst wenn es im Kontext des Spiels gesagt wird.