In der heutigen Gesellschaft beklagen viele Millennials, dass sie kaum Unterstützung von ihren Babyboomer-Eltern bei der Erziehung ihrer eigenen Kinder erfahren. Dieses Phänomen hat vielfältige Ursachen und spiegelt tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen wider. Eine amerikanische Mutter äußerte im März 2025 auf TikTok ihre Frustration darüber, dass die heutigen Großeltern nicht den erwarteten Einsatz zeigen. Ähnliche Erfahrungen teilen weitere Eltern aus dieser Generation.
Der Wandel in der Art und Weise, wie Großeltern ihre Rolle wahrnehmen, lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Systemische Familienberaterin Katarina Hübner betont, dass es sich hierbei um mehr als nur Egoismus handelt. Die Generation der Babyboomer hat andere Prioritäten im Ruhestand als ihre Vorgänger. Während frühere Großeltern oft selbstverständlich für Betreuung und Unterstützung zuständig waren, strebt die jetzige Generation nach Selbstverwirklichung und Reisen.
Diese neue Perspektive resultiert aus den Lebenserfahrungen der Babyboomer. Als Eltern mussten viele Frauen ihre Karrierewünsche zurückstellen, während Männer emotional weniger involviert waren. Nun nutzen sie ihre Freiheit, um das nachzuholen, was ihnen damals versagt blieb. Diese Verhaltensweise wird von ihren Kindern jedoch häufig als Desinteresse an der Enkelbetreuung missverstanden.
Zudem haben sich technologische und soziale Strukturen verändert. Generationenforscher Rüdiger Maas erklärt, dass heutzutage weniger auf traditionelle Familiennähe gebaut wird. Moderne Kommunikationsmöglichkeiten und digitale Ratgeber ersetzten teilweise die direkte Einbindung der Großeltern in die Erziehung.
Für die Zukunft prognostiziert Maas, dass die Millennials noch weiter von der aktiven Großelterolle abrücken werden. Trotz dieser Entwicklung betont Hübner die Notwendigkeit von Beziehungsankern zwischen den Generationen. Offene Gespräche und alternative Unterstützungsformen könnten dabei helfen, neue Brücken zu schlagen.
Das Verständnis dieser komplexen Dynamiken bietet sowohl den jungen Eltern als auch den älteren Generationen die Möglichkeit, neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln. Durch gegenseitige Wertschätzung unterschiedlicher Lebensphasen können innovative Lösungen gefunden werden, die den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden.