In einer Zeit globaler Umweltbewegungen und steigender Kundenbewusstheit muss die Getränkebranche innovative Ansätze entwickeln, um wirtschaftlich erfolgreich und gleichzeitig ökologisch verantwortlich zu bleiben. Ein wesentlicher Bestandteil dabei ist die präzise Dokumentation des CO2-Fußabdrucks einzelner Produkte. Dies ermöglicht es Verbrauchern, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen, basierend auf transparenten Daten.
Prof. Dr. Christoph Tripp betont die Notwendigkeit, logistische Prozesse mit realen Emissionsdaten zu versehen. Diese Informationen dienen nicht nur als Marketinginstrument, sondern bilden auch die Grundlage für strategische Unternehmensentscheidungen. Die Integration solcher Maßnahmen erfordert einen Paradigmenwechsel in der Branche, der von der Produktentwicklung bis hin zur letzten Liefermeile reicht.
Der Transportsektor trägt erheblich zu den CO2-Emissionen Deutschlands bei, wobei Lastkraftwagen über 3,5 Tonnen einen besonders hohen Anteil verursachen. Neben der Umstellung auf alternative Antriebe wie Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge bieten sich weitere Optionen zur Reduktion der Emissionen an. So können Fahrer durch spezielle Schulungen sensibilisiert werden und sogar Prämien erhalten, wenn sie umweltfreundliche Fahrweise zeigen.
Zusätzlich sollten Logistikzentren ihre Energieautarkie erhöhen, indem sie erneuerbare Energien nutzen. Die Minimierung der Gebindevielfalt stellt ebenfalls einen wichtigen Beitrag dar, da diese Vereinfachung die Effizienz der Lager- und Transportprozesse steigert. Solche Maßnahmen sind nicht nur umweltfreundlich, sondern führen auch zu Kostenersparnissen.
Die Begrifflichkeit „Ökointelligenz“ beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, ökologische Aspekte systematisch in seine Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Ein praktikables Beispiel hierfür ist die Integration des CO2-Preises in Investitionsberechnungen. Dadurch wird langfristiges Denken gefördert und die ökologische Komponente erhält größeres Gewicht in wirtschaftlichen Überlegungen.
Diese Methode hat bereits in anderen Branchen positive Ergebnisse gezeigt und könnte auch in der Getränkeindustrie breitere Akzeptanz finden. Es ist entscheidend, dass Unternehmen frühzeitig in diese Richtung investieren, um zukünftigen gesetzlichen Vorgaben vorzugreifen und damit einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.
Ohne Digitalisierung ist eine messbare und nachhaltige Entwicklung der Logistik kaum denkbar. Moderne Technologien ermöglichen es, Echtzeitdaten zu sammeln und zu analysieren, was wiederum die Optimierung logistischer Prozesse erlaubt. Kleine und mittelständische Unternehmen haben oft den Vorteil, flexibler und schneller auf neue Entwicklungen reagieren zu können als große Konzerne.
Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist die Aussage von Peter Müller-Kronberg, der betont, dass moderne Logistik „enkeltauglich“ sein sollte. Dies verdeutlicht den langfristigen Blick, den Unternehmen einnehmen müssen, um für kommende Generationen verantwortungsvoll zu handeln.
Die aktuelle Situation zeigt, dass viele Unternehmen wieder stärker auf den Aufbau eigener Logistikressourcen setzen. Dies geschieht unter anderem, um Lieferketten sicherer zu gestalten und unabhängig von externen Störungen zu bleiben. Die Schwarz-Gruppe hat hier exemplarisch reagiert, indem sie sich durch Beteiligungen an verschiedenen Speditionen und Kombiverkehrsterminals verstärkt selbständig gemacht hat.
Diese Strategie bietet den Vorteil, dass interne Prozesse besser kontrolliert und optimiert werden können. Allerdings birgt sie auch das Risiko höherer Kapazitätsauslastung und Kosten. Eine mögliche Lösung wäre die Öffnung dieser Netzwerke für externe Partner, um Synergien zu schaffen.
Verglichen mit anderen Branchen steht die Getränkeindustrie noch am Anfang, was die Integration logistischer Innovationen betrifft. Während andere Unternehmen wie Ikea oder Picnic ihre Geschäftsmodelle stark an logistischen Gegebenheiten ausrichten, konzentriert sich die Getränkebranche weitgehend auf herkömmliche Funktionen wie Transport und Lagerung.
Um den Wettbewerb zu bestehen, ist es notwendig, die Rolle der Logistik neu zu definieren und sie enger in die Geschäftsstrategien einzubinden. Dazu gehört auch, das Gleichgewicht zwischen Marketing und Logistik wiederherzustellen, um die Variantenvielfalt auf ein realisierbares Maß zu reduzieren.