In einer Zeit, in der das Thema des Verlustes eines Kindes noch immer als Tabu gilt, bietet die Selbsthilfegruppe KonTiki einen Ort der Zusammenkunft für betroffene Eltern. In Riedlingen wird seit einigen Jahren im Rahmen der Totengedenktage ein spezieller Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder abgehalten. Diese Feier findet jährlich nach Ostern statt und bietet Raum für Trauer, Erinnerung und Hoffnung. Mit Texten, Musik und gemeinschaftlichen Ritualen versucht dieser Gottesdienst, den tiefen Schmerz der Hinterbliebenen anzusprechen und gleichzeitig Wege zurück ins Leben aufzuzeigen.
In der idyllischen Stadt Riedlingen, gelegen an der Schwäbischen Alb, wurde ein besonderer Gottesdienst ins Leben gerufen, der seit einigen Jahren eine wichtige Bedeutung für trauernde Familien hat. Am Freitag, dem 9. Mai, um 19 Uhr, öffnet die Kapuzinerkirche ihre Pforten für einen Abend voller Andacht und Erinnerung. Organisiert wird dieser Gottesdienst von pflegenden Eltern, der Gemeindereferentin Maritta Lieb sowie Pfarrer Walter Stegmann, unterstützt von einer inspirierenden Gottesdienstband aus dem Allgäu.
Der Abend ist nicht nur für Eltern gedacht, sondern auch für Geschwister, Verwandte und Freunde verstorbener Kinder. Es spielt keine Rolle, ob die Kinder bereits im Mutterleib oder später im Leben starben – jeder Name soll hier öffentlich genannt werden. Durch Texte, die sowohl die Trauer als auch die Hoffnung thematisieren, wird den Teilnehmern Raum gegeben, ihre Gefühle auszudrücken und sich an schönen Momenten mit ihren geliebten Kindern zu erfreuen.
Auch wenn Jahre vergangen sind, bleibt das Bedürfnis, den Namen des verstorbenen Kindes laut auszusprechen, ein wesentlicher Bestandteil dieses Rituals. Die Veranstaltung sendet ein wichtiges Signal in einer Gesellschaft, die oft wenig Verständnis für andauernde Trauer zeigt.
Die Selbsthilfegruppe „KonTiki“ unterstreicht dabei, dass es trotz der Trauer um die gemeinsame Zeit mit dem verlorenen Kind dankbar sein kann. Der Gottesdienst trägt den beredten Titel „Deine Spuren bleiben“, was verdeutlicht, dass das Andenken an ein Kind niemals verblasst.
Von einem journalistischen Standpunkt aus betrachtet, zeigt dieser Gottesdienst exemplarisch, wie wichtig es ist, den Betroffenen einen Raum zur Bewältigung ihres Schmerzes zu bieten. In einer Welt, die oftmals zu schnell weiterzieht, sollte mehr Wert auf solche Momente der Erinnerung gelegt werden. Der Mut, über eigene Erfahrungen zu sprechen und andere zu unterstützen, wie er bei der Gruppe „KonTiki“ gelebt wird, ist beeindruckend und kann anderen helfen, ähnliche Situationen besser zu verstehen und zu begleiten.