In den letzten Jahren hat sich die Perspektive der Deutschen auf körperliche und emotionale Bestrafungen im Rahmen der Kindererziehung deutlich verändert. Seit dem Inkrafttreten des Rechts auf gewaltfreie Erziehung im Jahr 2001 hat eine repräsentative Studie der Universität Ulm erhebliche Veränderungen in der öffentlichen Meinung dokumentiert. Die Forscher haben dabei gezeigt, dass sowohl körperliche Strafen als auch emotionale Gewalt deutlich weniger akzeptiert werden als noch vor zwei Jahrzehnten. Diese Entwicklung spiegelt sich insbesondere bei jüngeren Generationen wider, die diese Methoden weitgehend ablehnen.
Zwar zeigt sich ein klarer Trend hin zu gewaltfreier Erziehung, doch bleiben bestimmte Formen emotionaler Bestrafung weiterhin präsent. Die Studie hebt hervor, dass Maßnahmen wie Anschreien oder Kommunikationsverweigerung immer noch von einem Teil der Bevölkerung als angemessen betrachtet werden. Experten appellieren daher an die Gesellschaft, diesen Prozess weiter zu fördern und besondere Aufmerksamkeit auf psychische Gewalt zu richten, um dauerhaftere positive Veränderungen zu erreichen.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Akzeptanz körperlicher Strafen hat seit dem Jahr 2005 dramatisch abgenommen. Während damals über drei Viertel der Befragten einen Klaps auf den Hintern für vertretbar hielten, beträgt dieser Anteil heute nur noch knapp über 30 Prozent. Ähnlich entwickelt sich die Einstellung gegenüber Ohrfeigen, die ebenfalls deutlich seltener als Erziehungsmethode genehmigt werden. Besonders auffällig ist dabei der Unterschied zwischen den Altersgruppen, wobei jüngere Menschen diese Praktiken deutlich kritischer sehen.
Der Rückgang lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Zum einen hat das gesetzliche Verbot von körperlicher Gewalt in der Erziehung dazu beigetragen, die öffentliche Wahrnehmung nachhaltig zu verändern. Hinzu kommt die zunehmende Sensibilisierung für die Auswirkungen solcher Maßnahmen auf die psychische Entwicklung von Kindern. Interessant ist auch der Geschlechterunterschied, der sich in der Studie zeigt: Frauen lehnen körperliche Strafen generell stärker ab als Männer. Diese Entwicklungen unterstreichen die Effektivität des rechtlichen Rahmens und weisen darauf hin, dass die Einstellungen der Gesellschaft langfristig veränderbar sind.
Trotz des Fortschritts bei der Reduktion körperlicher Strafen bleibt die Frage nach psychischer Gewalt in der Erziehung weiterhin offen. Die Studie zeigt, dass emotionale Bestrafungen zwar weniger akzeptiert werden als körperliche, aber dennoch von einem signifikanten Teil der Bevölkerung praktiziert werden. Insbesondere Maßnahmen wie Anschreien oder Einsperren im Zimmer finden noch Anerkennung bei einer Minderheit der Eltern.
Diese Tatsache verdeutlicht die Notwendigkeit weiterer Bildungsmaßnahmen, die auf die negativen Auswirkungen emotionaler Gewalt hinweisen. Experten warnen, dass auch diese Form der Bestrafung langfristige Schäden hinterlassen kann und somit gleichermaßen vermieden werden sollte. Besonders wichtig ist hierbei die Überwindung intergenerationeller Muster, da viele Eltern ihre eigenen Erziehungserfahrungen unbewusst reproduzieren. Um dies zu verhindern, fordern Vertreter von Unicef und Fachleute wie Jörg M. Fegert einen verstärkten Schutz von Kindern vor allen Formen von Gewalt, einschließlich psychischer Misshandlungen und Vernachlässigung.