In vielen Familien kommt es vor, dass erwachsene Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen. Diese Situation kann für beide Seiten belastend sein. Expertinnen wie Rose Griffel und Birgitt Hotopp erklären die Gründe und geben Ratschläge, um diese Herausforderung bewältigen zu können. Der Kontaktabbruch ist oft das Ergebnis längerer Spannungen und Frustrationen, die nicht mehr ausgehalten werden können. Die Eltern sollten diesen Schritt respektieren und sich auf ein offenes Gespräch einstellen.
In einer Zeit zunehmender Kommunikationsschwierigkeiten innerhalb von Familien entstehen immer häufiger Situationen, in denen erwachsene Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen. In solchen Momenten erleben die betroffenen Eltern oft einen tiefen Schmerz und eine Gefühlswelt aus Verlassenheit und Verzweiflung. Rose Griffel, systemische Paar- und Familientherapeutin in Stuttgart, erklärt, dass solche Brüche selten spontan geschehen, sondern meist durch langjährige Missverständnisse und ungelöste Konflikte verursacht werden. „Es gibt oft Vorzeichen“, so Griffel, „wie seltener werdende Gespräche oder kühle Begegnungen.“
Birgitt Hotopp, systemische Beraterin und Therapeutin aus Lüneburg, ergänzt, dass die Eltern diese Pause im Kontakt als Möglichkeit betrachten sollten, sich mit ihren eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Sie empfehlen, zunächst die Funkstille zu akzeptieren und nicht ständig nach Kontakt zu suchen. Stattdessen könnten die Eltern vorsichtig signalisieren, dass sie bereit sind, die Gründe für den Abbruch zu verstehen und ein offenes Gespräch zu führen. Dies erfordert jedoch Geduld und Respekt gegenüber dem Wunsch ihres Kindes, Abstand zu gewinnen.
In manchen Fällen kann der Kontaktabbruch auch durch schwere Erkrankungen eines Elternteils kompliziert werden. Hierbei sollte das Kind über den Gesundheitszustand informiert werden, da innere Bindungen nie vollständig unterbrochen werden können. Die Expertinnen betonen, dass es wichtig ist, die Familie nicht einfach hinter sich zu lassen und offen zu bleiben.
Um solche Situationen vorzubeugen, raten die Expertinnen, frühzeitig an einer guten Beziehung zu arbeiten. Dazu gehört, genau zuzuhören, was das Kind sagen möchte, und dessen Perspektive zu verstehen, ohne nur auf den eigenen Standpunkt zu beharren.
Wenn der Kontakt auch zu Enkelkindern verloren geht, empfehlen die Expertinnen, liebevolle Briefe oder Päckchen zu senden, um das Interesse am Leben der Kinder zu zeigen, ohne Druck auszuüben. Dies kann helfen, eine emotionale Verbindung aufrechtzuerhalten.
Therapeutische Unterstützung oder Selbsthilfegruppen können in dieser Phase sehr wertvoll sein, um die eigenen Gefühle zu verarbeiten und mögliche Versöhnungen zu unterstützen.
Die Expertinnen sehen in diesem Prozess auch eine Chance, alte Muster zu durchbrechen und eine bessere Zukunft für alle Beteiligten zu gestalten. Es ist ein Weg, der Mut und Offenheit erfordert, aber letztlich zu einem tieferen Verständnis führen kann.
Von einem journalistischen Standpunkt aus lässt sich sagen, dass der Kontaktabbruch zwischen Eltern und erwachsenen Kindern eine komplexe Herausforderung darstellt, die sowohl seelisch als auch emotional belastend ist. Doch indem die Eltern respektvoll und geduldig handeln, können sie den Weg zur Versöhnung ebnen und gemeinsam neue Brücken bauen. Es ist eine Gelegenheit, alte Wunden zu heilen und eine stärkere Familie zu schaffen.