Eltern Kinder
Neue Perspektive auf die Beziehung zwischen Millennials und ihren Babyboomer-Eltern
2025-04-11

In den letzten Jahren hat sich eine neue Dynamik zwischen der Generation der Millennials und ihren Eltern aus der Babyboomer-Generation entwickelt. Viele junge Eltern kritisieren, dass ihre eigenen Eltern als Großeltern weniger beteiligt sind als erwartet. Diese Entwicklung wird von Experten nicht einfach als Egoismus der älteren Generation gesehen, sondern vielmehr als Ergebnis tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen und unterschiedlicher Lebensvorstellungen. Die Diskussion um diese Phänomene zeigt, wie sehr sich die Rolle der Großeltern im Laufe der Zeit gewandelt hat.

Die amerikanische Gesellschaftswissenschaftlerin Katarina Hübner beschreibt diese Entwicklung als Spiegelung komplexer generationeller Unterschiede. Sie betont, dass moderne Großeltern sich ihre Freizeit anders gestalten möchten als frühere Generationen. Während die sogenannte stille Generation ihre Enkelkinder oft selbstverständlich betreut hat, sehen sich heutige Großeltern in einer anderen Rolle. Dies führt zu Spannungen zwischen den Generationen, da die Erwartungen nicht mehr übereinstimmen.

Histisch betrachtet haben viele Babyboomer während ihrer aktiven Arbeitszeit in klassischen Rollenmustern gelebt. Frauen haben oft ihre beruflichen Ambitionen zurückgestellt, während Männer weniger emotional involviert waren. Nun im Ruhestand wünschen sich viele dieser Menschen, die verpassten Chancen nachzuholen. Reisen, persönliche Entwicklung und intensivere Partnerschaften stehen dabei an oberster Stelle. Diese Prioritätenverschiebung wird von ihren Kindern häufig missverstanden und als Distanzierung wahrgenommen.

Der Generationenforscher Rüdiger Maas ergänzt diese Analyse durch einen weiteren Aspekt. Er weist darauf hin, dass Babyboomer heute wesentlich älter sind als die Großeltern früherer Generationen. Zudem haben sich Kommunikationswege stark verändert. Heutzutage greifen jüngere Eltern eher auf digitale Informationsquellen zurück statt auf traditionelles familiäres Wissen. Auch die Wohnsituation hat sich gewandelt. Moderne Familien leben seltener in unmittelbarer Nähe zusammen, was die Möglichkeit für spontane Unterstützung verringert.

In Zukunft könnte sich diese Distanz noch verstärken. Maas prognostiziert, dass die heutigen Millennials als Großeltern noch weniger engagiert sein werden als die jetzigen Babyboomer. Digitalisierung und technologische Innovationen könnten diese Tendenz weiter verstärken. Dennoch betont Hübner die Bedeutung offener Dialoge zwischen den Generationen. Alternative Formen der Betreuung könnten ebenfalls helfen, das bestehende Defizit zu kompensieren.

Zwischen den verschiedenen Generationen entstehen neue Wechselbeziehungen, die es zu verstehen gilt. Durch gegenseitiges Verständnis und flexible Ansätze können sich sowohl die jungen Eltern als auch die Großeltern besser aufeinander einstellen. Die Herausforderung besteht darin, unterschiedliche Lebensphasen anzuerkennen und individuelle Bedürfnisse zu respektieren. Nur so lässt sich eine funktionierende Koexistenz aller Beteiligten erreichen.

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