Eltern Kinder
Studie zur Gewaltfreien Erziehung: Einstellungen in Deutschland haben sich verändert
2025-05-02

Eine Studie der Universität Ulm und des Kinderhilfswerks Unicef Deutschland zeigt, dass die Akzeptanz körperlicher Strafen bei der Erziehung stark zurückgegangen ist. Seit dem Jahr 2001 gilt in Deutschland das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Die Forscher haben über 2500 Personen ab 16 Jahren befragt und dabei herausgefunden, dass nur noch ein kleiner Prozentsatz körperliche Bestrafungen als angemessen betrachtet. Besonders auffällig ist der Unterschied zwischen den Altersgruppen sowie zwischen Männern und Frauen. Zudem haben die Forscher erstmals emotionale Strafen untersucht und festgestellt, dass diese noch weniger akzeptiert werden als körperliche Maßnahmen.

Die Studie verdeutlicht einen klaren Trend hin zu einer gewaltfreieren Erziehungsgeneration. Im Jahr 2005 befürworteten drei Viertel der Befragten noch einen Klaps auf den Hintern, während dieser Anteil heute nur noch bei etwa einem Drittel liegt. Auch Ohrfeigen werden deutlich seltener genehmigt – von ursprünglich über der Hälfte der Teilnehmer im Jahr 2005 sind es nun nur noch knapp 15 Prozent. Diese Entwicklung spiegelt sich besonders in jüngeren Altersgruppen wider, wo über 80 Prozent jegliche Form körperlicher Strafen ablehnen.

Interessanterweise zeigen die Daten auch Geschlechtsunterschiede auf. Frauen lehnen körperliche Bestrafungen mit deutlich höherer Zustimmung ab als Männer. Während fast 70 Prozent der Frauen gegen solche Methoden sind, liegen die Zahlen bei den Männern bei etwa 62 Prozent. Ältere Generationen neigen generell stärker dazu, konservativere Ansichten zur Erziehung zu vertreten.

Zusätzlich haben die Forscher sich mit emotionalen Strafen beschäftigt, wie Anschreien oder Einsperren. Diese Formen der Bestrafung werden noch häufiger abgelehnt als körperliche Maßnahmen. Fast drei Viertel der Befragten sehen darin keine adäquate Erziehungsmethode. Dennoch gibt es immer noch einige, die diese Mittel für angebracht halten. Insbesondere unter älteren Menschen scheint dies eine Rolle zu spielen, da sie selbst möglicherweise ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Der Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universitätsklinik Ulm betont die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zum Schutz von Kindern vor allen Formen von Gewalt. Obwohl der gesetzliche Rahmen bereits existiert, sei es wichtig, auch psychische Gewalt in den Fokus zu nehmen. Christian Schneider von Unicef Deutschland unterstützt diesen Standpunkt und appelliert an die Gesellschaft, wachsam zu bleiben. Laut Experten sollte auch die strafrechtliche Ächtung von Vernachlässigung stärker in den Vordergrund gerückt werden.

Die Studie dokumentiert einen signifikanten Wandel in der deutschen Gesellschaft bezüglich der Erziehungsmethoden. Während körperliche Strafen zunehmend aus dem Alltag verschwinden, bleibt die Aufgabe bestehen, auch andere Formen von Gewalt systematisch zu bekämpfen. Dies erfordert nach Ansicht der Forscher eine kontinuierliche Sensibilisierung und weitere rechtliche Schritte.

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