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Die veränderte Rolle der Großeltern: Warum sich die Beziehung zwischen Millennials und Babyboomer-Eltern verschoben hat
2025-04-22

In den letzten Jahren wird immer häufiger über die veränderten Erwartungen an Großeltern gesprochen. Besonders die Generation der Millennials beklagt, dass ihre eigenen Eltern aus der Babyboomer-Generation eine andere Art von Unterstützung bieten als frühere Generationen. Statt aktiv in die Betreuung und Erziehung ihrer Enkel involviert zu sein, scheinen viele Babyboomer lieber ihren Ruhestand genießen zu wollen. Diese Dynamik führt nicht nur zu Spannungen innerhalb der Familien, sondern auch zu einem tieferen Nachdenken über die gesellschaftlichen Veränderungen im Umgang mit Familie und Pflichten.

Die veränderte Perspektive auf Großelternteams

In einer Zeit, in der traditionelle Dorfgemeinschaften zurückgetreten sind und digitale Hilfen wie Google oder soziale Netzwerke Ratgeber ersetzen, entwickelt sich auch die Rolle der Großeltern weiter. So berichtet eine amerikanische Mutter Anfang dieses Jahres auf TikTok davon, dass ihre eigene Generation erschöpft sei, weil sie keine Unterstützung von den älteren Generationen bekomme. Ähnlich äußert sich ein Vater, dessen Teenagerkind bereits 15 Jahre alt ist, der sich darüber beschwert, dass weder seine Mutter noch seine Schwiegermutter Interesse zeigen, das Kind kennenzulernen oder bei der Betreuung zu helfen. Diese Erscheinung wird von Experten wie Katarina Hübner, systemische Familienberaterin, und Rüdiger Maas, Generationenforscher, analysiert. Sie betonen dabei, dass es weniger um einen bewussten Egoismus geht, sondern vielmehr darum, dass die Babyboomer-Generation andere Prioritäten setzt, da sie selbst oft in ihrer aktiven Phase stark durch klassische Rollenbilder eingeschränkt waren.

In einer Welt, in der die Lebensentwürfe sich stetig wandeln und die Durchschnittsalter der Elternschaft für die Millennials deutlich gestiegen ist, stehen Babyboomer-Großeltern plötzlich vor der Herausforderung, nach Jahren des Selbstfindungsprozesses wieder in eine unterstützende Rolle zu schlüpfen. Doch diese Umstellung gelingt nicht jedem gleichermaßen.

Von Seiten der Babyboomer wird argumentiert, dass sie ihr Leben nun genießen möchten, nachdem sie jahrelang in konventionellen Strukturen gefangen waren. Die Frauen dieser Generation hatten oft ihre Karrierewünsche hintangestellt, während die Männer emotional weniger präsent waren. Nun nutzen sie die Freiheit des Ruhestands, um Dinge nachzuholen, die sie früher nicht erfüllen konnten.

Eine neue Perspektive auf Familiendynamiken

Als Journalist betrachte ich diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Es ist wichtig zu verstehen, dass beide Seiten – sowohl die Millennials als auch die Babyboomer – ihre ganz eigenen Herausforderungen haben. Während die jüngere Generation versucht, in einer schnelllebigen Welt Fuß zu fassen und gleichzeitig Kinder großzuziehen, strebt die ältere Generation nach Anerkennung und Erfüllung ihrer eigenen Bedürfnisse. Vielleicht liegt hier der Schlüssel zur Lösung: Offene Kommunikation und gegenseitige Wertschätzung könnten den Weg weisen, um eine bessere Balance zwischen Eigeninteressen und familiären Verpflichtungen zu finden. Auch alternative Formen der Betreuung, wie Nachbarschaftshilfen oder Leih-Omas, könnten hier eine wichtige Rolle spielen.

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